Früher wurden Kopfweiden gezielt gepflanzt, um ihre Weidenruten zu schneiden. Meist handelte es sich bei den Bäumen um Silber-Weiden (Salix alba) oder Korb-Weiden (Salix viminalis). Die Ruten brauchten die Korbflechter für die Herstellung von Körben und die Bauhandwerker nutzten sie in Vebindung mit Lehm als Baumaterial für die Häuserwände. Besonders bei den Fachwerkhäusern wurden die Fächer zwischen den Holzbalken damit gefüllt.
Durch regelmäßigen Schnitt müssen Kopfweiden regelrecht „erzogen“ werden. An den Schnittfächen treibt die Weide in großer Zahl neue Triebe aus, die von den Handwerkern im nächsten Jahr geerntet werden konnten. Unterbleibt der Schnitt, dann bricht der Baum im Laufe der Jahre durch das große Gewicht der vielen, weit ausladenen Äste regelrecht auseinander.
Die Weide überlebt diese Schäden meist noch eine sehr lange Zeit. Weiden verfügen über einen sehr große Regenerationsfähigkeit. Allerdings ist der Baum nicht in der Lage, alle Bruchstellen und Hohlräume zu „reparieren“. Und das freut eine große Anzahl von Tieren, die die borkige Rinde, die Baumhöhlen, Löcher und Spalten gern bevölkern.
Über 100 Käferarten wurden allein in den Spalten und Ritzen der Rinde von Kopfweiden gezählt. Andere Tiere nutzen den Lebensraum Kopfweide als Unterschlupf, Nistplatz, Jagdrevier, Speisekammer oder Überwinterungsmöglichkeit. Neben Käfern sind dies Spinnen, Asseln und viele andere Insekten wie Hornissen, Wespen und andere Hautflügler. Als Tagesgäste einer Kopfweide mit etwas größeren Hohlräumen können auch Säugetiere beobachtet werden: Bilche, Marder und Fledermäuse halten sich gern im Schutz dieser alten Bäume auf.
Steinkäuze wissen die Vorzüge einer Kopfweide als idealen Aufzuchtort für ihre Jungen sehr zu schätzen, ebenso wie Wendehals, Rotschwanz, Grünspecht (Vogel des Jahre 2014), Star, Fliegenschnäpper, Bachstelze und nahezu alle bei uns heimischen Meisen-Arten.
Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Weiden mit ihren Kätzchen sind im Frühjahr die ersten Nahrungsquellen für Bienen. Darum werden in der Regel in einem Jahr nicht alle Weiden eines Bestandes geschneitelt (so nennt man den fachmännischen Schnitt der Ruten), sondern von Jahr zu Jahr abwechselnd immer nur einzelne.
Gerade im Frühling lohnt es sich für jeden Naturfreund, sich einen bequemen Platz nahe einer Kopfweide zu suchen und dem regen Treiben eine Weile zuzuschauen. Wenn Sie ein wenig Geduld mitbringen, werden sie mit Sicherheit mit spannenden Beobachtungen belohnt.
Obwohl die Kopfweiden heute von keiner wirtschaftlichen Bedeutung mehr sind, sollten wir doch dafür sorgen, dass es auch weiterhin viele Kopfweiden in unserer Landschaft gibt. Die urigen Bäume sind ein echter Hingucker und für die Tierwelt unverzichtbar.
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