Die Gehirnzellen von Nacktmullen überleben sehr niedrige Sauerstoffkonzentrationen um ein Vielfaches länger als Hirnzellen anderer Säuger. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Anpassung an die Lebensweise der Nager in unterirdischen Kolonien.

Eine solche Kolonie kann bis zu 300 Tiere umfassen. Die Luft in ihren Gängen enthält so wenig Sauerstoff und so viel Kohlendioxid, dass ein typisches Säugehirn binnen kurzer Zeit irreparablen Schaden nehmen würde. Dem Nacktmull, mit seinen übergroßen Nagezähnen und seinem spärlichen Haarwuchs mitunter als “Säbelzahnwurst” verspottet, machen diese Bedingungen jedoch nichts aus.

Foto: Trisha M Shears (Ltshears) via Wikimedia.org (gemeinfrei)
Foto: Trisha M Shears (Ltshears) via Wikimedia.org (gemeinfrei)

Wissenschaftler versuchen nun, mehr über diese bemerkenswerte Fähigkeit zu erfahren. Unter anderem setzten sie Nervenzellen der Tiere im Labor Sauerstoffmangel aus und verfolgten, wie lange sie funktionstüchtig blieben. Im Extremfall konnten die Nacktmull-Neuronen noch nach 30 Minuten Nervensignale weiterleiten, Neuronen von Mäusen büßten diese Fähigkeit dagegen nach spätestens fünf Minuten ein.



Nach Ansicht der Forscher erinnern Nacktmull-Nervenzellen an Gehirnzellen von Säugerföten, die niedrige Sauerstoffspiegel ebenfalls relativ gut verkraften. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, ob und wie die Nager diese Eigenschaften beibehalten. Mit diesem Wissen könnte unter anderem Menschen geholfen, deren Gehirn infolge von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Ertrinken einen vorübergehenden Sauerstoffmangel erleidet.

Forschung: John Larson und Thomas J. Park, Department of Psychiatry und Department of Biological Sciences, University of Illinois at Chicago

Veröffentlichung Neuroreport, Vol. 20(18), pp 1634-7,
DOI 10.1097/WNR.0b013e32833370cf

Beobachtungstipp:
Die zwar in unseren Augen häßlichen aber sehr sozialen Nacktmulle kann man wunderbar im Unterirdischen Zoo des Zoos Osnabrück beobachten.