In schattigen Laubwäldern fühlt sich der Waldmeister (Galium odoratum) besonders wohl. Gerade in Buchenwäldern findet man von Anfang Mai bis Ende Juni die weißen Blütenteppiche. Verwendet werden allerdings nur seine Blätter und die sollten auch vor der Blüte gepflückt werden.
Waldmeister, Maikraut, Waldmännchen, Mösch
„Maikraut“, wie der Waldmeister auch genannt wird, gab es früher auch auf dem Wochenmarkt und beim Gemüsehändler. Der im Waldmeister enthaltene Stoff Cumarin kann bei zu hoher Dosierung zu Übelkeit und Kopfschmerzen führen. Daher ist es in Deutschland seit 1981 verboten, Maikraut gewerblich anzubieten. Sie können es aber auch selber im Garten oder im Balkonkasten anbauen. Als Schattengewächs mag es keine direkte Sonne.
Außer dem Namen „Maikraut“ gibt es für den Waldmeister noch weitere volkstümliche Bezeichnungen: Duftender Waldmeister, Waldmännchen, Sternleberkraut, Mösch.
Heilmittel gegen Migräne und Kopfschmerzen
Ihr Aroma entwickeln die Waldmeisterblätter am besten, wenn sie etwas angetrocknet sind. Der Duftstoff Cumarin wird beim Trocknen freigesetzt. In leichter Dosis hilft er bei Migräne und Kopfschmerzen, außerdem fühlt man sich davon beschwingt. Überdosierung führt zum genauen Gegenteil der Heilwirkung: Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Verwenden Sie daher nicht mehr als 3 Gramm frisches Maikraut pro Liter für Ihre Maibowle und lassen Sie die Blätter nicht zu lange ziehen.
Ein dämonisches Kraut gegen Hexen
Früher wurden Hexen mit einem Gemisch aus Waldmeister, Polei-Minze (Mentha pulegium) und Johanniskraut (Hypericum perforatum), vertrieben. Der Volksglaube sagte dem Maikraut dämonische Kräfte nach. Dies hielt aber die Nonnen und Mönche nicht davon ab, den Waldmeister als Heilkraut zu nutzten. Er hilft bei Schlaflosigkeit, wirkt entzündungshemmend, entkrampfend und beruhigend. Kühen, die nicht fressen wollten, wurde Waldmeister vermischt mit Salz gegeben. Und ein Sträußchen getrockneter Waldmeister im Kleiderschrank verscheucht Motten.
Ein alter Liebestrank – die Maibowle
Wann die Maibowle erfunden wurde, weiß man nicht mehr. Aber schon im Jahr 854 schrieb ein Wandalbertus, ein Benediktinermönch die schönen Worte: „Schütte den perlenden Wein auf das Waldmeisterlein“. Die berauschende Wirkung des Getränks sollte ebenso wie der Tanz in den Mai, der seit dem 12. Jahrhundert gefeiert wird, die Liebesbereitschaft steigern.
Rezept für eine Maibowle
Ein Sträußchen Waldmeister antrocknen lassen. Den Inhalt einer Flasche trockenen Weißwein in ein Bowlengefäß gießen und eventuell etwas Zucker hinzufügen. Waldmeister hineinhängen – dabei darauf achten, dass die Stiele den Wein nicht berühren, damit nicht zuviel Cumarin in den Bowle gerät. 10 bis 15 Minuten lang im Kühlschrank ziehen lassen, dann den Waldmeister entfernen. Mit einer Flasche gut gekühltem Seht auffüllen.
Grüne Götterspeise für kleine und große Naschkatzen
Auch heute ist er noch auf jedem Kindergeburtstag sehr beliebt: der giftig-grüne Wackelpudding, am besten mit einer Sahnehaube oder Vanillesoße.
Rezept für 4 Portionen: 7 Stiele Waldmeister vorsichtig mit der Hand zerdrücken. 2 Stunden in einem Liter Apfelsaft ziehen lassen und die Stiele dann herausnehmen. Gelatine (12 Blatt) 10 Minuten in kaltem Wasser einweichen. Dann die Gelatine in warmen Apfelsaft mit einem Schneebesen verrühren und auflösen. Nach und nach den Waldmeister-Apfelsaft dazuschütten, in eine Glasschale umfüllen und mehrere Stunden im Kühlschrank fest werden lassen. Je nach Geschmack mit Sahne oder Vanillesoße servieren.
Und zum guten Schluß noch ein Mai-Gedicht über den Waldmeister und zum Muttertag:
Ein Waldmeister-Gedicht zum Muttertag
Weiß und grün
ist mein Strauß,
hübsch bescheiden
sieht er aus.
Frisch vom Wald
kommt er herein.
Rieche nur,
er duftet fein!
Nimm! Vom Frühling
Ist‘s ein Stück.
Er bringt dir, Mutter,
lauter Glück!
Josef Guggenmos (1922-2003)
Ihnen gefällt dieser Beitrag? Dann teilen Sie ihn doch bitte in Ihren sozialen Netzwerken – und folgen Sie mir auf meiner Facebookseite!