Vor einigen Tagen war ich zusammen mit einer Freundin zum zweiten Mal in Hohenrode. Das ist ein kleiner Ort, der zur Stadt Rinteln im Kreis Schaumburg gehört. Sobald man das Ortsschild von Hohenrode mit dem Auto passiert hat, sieht man links eine große Wasserfläche. Das sind ehemalige Kiesabbauflächen, die heute auf einer Flache von 115 Hektar eine einzigartige Auenlandschaft bilden. Diese Auenlandschaft Oberweser war auch unser Ziel.
Das Ufer eines der miteinander verbundene Teich liegt in unmittelbarer Nähe der Landstraße. Ein schmaler Feldweg führt auf einen kleinen Parkplatz. Wie schon beim letzten Mal fuhren wir zunächst daran vorbei, das Parkplatzschild ist leicht zu übersehen.
Das Wetter war wunderschön: sonnig, aber kalter Wind. Wir packten unsere Fotoausrüstung und wanderten zunächst auf dem Fahrradweg entlang Richtung einer kleinen Landzunge. Direkt neben dem Radweg graste eine große Gruppe Graugänse, die sich von vorbeifahrenden Radfahrer kaum stören ließ. Auch wir konnten uns zunächst nähern.
Kaum hatte ich aber meine Kamera auf dem Stativ stehen, kam Unruhe bei den Gänsen auf. Das Gerät war ihnen wohl nicht geheuer. Leider gibt es an diesem Ufer aber auch keinerlei Gestrüpp oder Bäume, die man als Deckung nutzen konnte. So machten wir leider nur einige wenige Fotos, bevor die Graugänse sich an das weit entfernte gegenüberliegende Ufer zurückzogen.
Wir hatten gehofft, bereits den einen oder anderen Zugvogel beobachten zu können. Aber es war wohl doch noch zu früh im Jahr – von den seit einigen Jahren regelmäßig im Frühling hier rastenden Flussseeschwalben und Fischadlern war leider noch nichts zu entdecken. Bei unseren vorigen Besuch im Herbst vergangenen Jahres hatten wir das große Glück, sogar einen Seeadler zu sehen.
Außer den zahlreichen Graugänsen konnten wir dann aber doch noch einige andere Vogelarten beobachetn (aber leider meist nicht fotografieren): recht viele Haubentaucher, zahlreiche Silbermöwen, viele Teichrallen, Kormorane und einige Reiher-, Tafel- und Schellenten. Außerdem Silberreiher, die vom Spätsommer bis zum Frühling Dauergäste der Auenlandschaft sind. Ein Grünspecht flogt uns auch noch über den Weg.
Die NABU-Gruppe Rinteln betreut dieses Naturschutzgebiet. Die auf den Kiesteichen schwimmenden Flösse sind Nisthilfen für die quirligen Flussseeschwalben. Die Chancen, dass diese von den Vögeln auch angenommen werden, stehen gut. Auf einem hohen Mast ist ein künstliches Nest angebracht, das den Fischadler zur Brut locken soll.
Bereits jetzt brüten im Sommer Graugänse, Höckerschwäne, Reiher- und Krickenten sowie Zwerg- und Haubentaucher auf den Wasserflächen und an den Ufern. Und auch auf den noch recht spärlich bewachsenen Landflächen brüten Flussregenpfeifer. Die Steilwände der Kiesteiche dienen Eisvögeln und Uferschwalben als Platz für ihre Kinderstuben. In der Nähe diese Steilwände stehen schon einige Gehölze, in denen die hier sehr seltene Beutelmeise lebt.
Wir machten uns zu einem längeren Spaziergang entlang des Ufers auf. Während man in der Nähe des Parkplatzes ungehindert bis zum Ufer gehen kann, sind weiter weg an den Uferbereichen breitere Streifen eingezäunt. Die ist eine Schutzmaßnahme für die wieder eingewanderten Fischotter und die Fischadler. Biber wurden bisher noch nicht gesehen, aber die Wahrscheinlichkeit einer Ansiedlung der putzigen Holzfäller ist sehr groß.
Momentan gibt es noch einen Zugang von den Teichen zur Weser. In einem kleinen Bereich wird auch noch Kies abgebaut. Sobald diese Nutzung beendet ist, soll der Weserzugang geschlossen werden. Dann wird die Auenlandschaft weitgehend sich selbst überlassen werden und noch schöner werden, als sie jetzt schon ist.
Wenn Sie selbst die Auenlandschaft einmal besuchen möchten, dann sollten Sie dies im Frühling oder im Herbst tun. Dann bevölkern die zahlreichen Zugvögel das Wasser, die Inseln und die Uferbereiche. Vergessen Sie Ihr Fernglas nicht! Und bitte verhalten Sie sich rücksichtsvoll, damit die Tiere nicht gestört werden.