Für mich gibt es Anfang März drei untrügliche Anzeichen, das der Frühling nicht mehr fern ist: ziehende Kraniche, blühender Huflattich und die Rückkehr „unserer“ Rotmilane aus dem Winterquartier.

Der Rotmilan ist ein Frühlingsbote

Alle drei Frühlingsboten habe ich hier bei mir im nordlippischen Bergland (das liegt ganz im Osten Nordrhein-Westfalens) in den letzten zwei Wochen entdeckt. Damit ist es amtlich: der Frühling läßt sich auch in diesem Jahr nicht wirklich aufhalten.

Rotmilan im Flug - Foto: © Martina Berg
Rotmilan im Flug – Foto: © Martina Berg

Gerade über die majestätischen Greifvögel freue ich mich immer ganz besonders. Ich liebe es, den Rotmilanen bei ihren Gleitflügen über die Wälder und Felder zuzusehen. Wußten Sie eigentlich, dass bei uns in Deutschland über die Hälfte des weltweiten Bestandes brüten? Wir tragen also eine große Verantwortung für das Überleben dieser faszinierenden Vogelart.




Der wissenschaftliche Name des eleganten Fliegers lautet Milvus Milvus, bei uns trägt er wegen seines gegabelten Schwanzes den Spitznamen „Gabelweihe“ (obwohl der er zoologisch nicht zu den Weihen gehört). Besonder gut gefällt mir die Bezeichnung, die die Engländer für den Rotmilan haben: sie nennen ihn wegen seines rotbraunen Federkleides und des eleganten Gleitfluges „Roter Drache“.

Rotmilane sind echte Europäer

Rotmilane kommen nur in Europa vor. Sie überwintern mehrheitlich in Spanien und kehren Ende Februar bis Anfang März in ihre Brutgebiete in Deutschland, Frankreich und Polen zurück. Aktuell gibt es schätzungsweise 19.000 bis 25.000 Brutpaare. Über die Hälfte davon, nämlich circa 10.000 bis 14.000 Paare kommen im Sommer nach Deutschland, um hier ihren Nachwuchs aufzuziehen. Allein 90 Brutpaare gibt es in meiner unmittelbaren Heimat, der Kreis Lippe und den Weserbergland.

Rotmilan am Boden - Foto: © Martina Berg
Rotmilan am Boden – Foto: © Martina Berg

Kaum zurück in ihren Brutgebieten, legen die Rotmilanweibchen etwa zwei bis drei Eier. Die Jungen schlüpfen fünf Wochen später und Anfang bis Mitte Juli sind die jungen Rotmilane flügge. Und ab Ende September fliegen sie sich zusammen mit den Altvögeln in kleinen Gruppen wieder Richtung Spanien.

Früher war der Rotmilan von Frühling bis in den späten Herbst oft auf seinen Beuteflügen über unseren Wiesen und Feldern zu beobachten. Heute ist er leider vielerorts selten geworden oder gar verschwunden. Seit den 1990er Jahren ist der Bestand in Deutschland um rund ein Drittel zurückgegangen. Dies liegt wie immer an uns, den Menschen.



Rotmilane brauchen vielfältige, offene Landschaften

Denn um sich wohlzufühlen und für Nachwuchs sorgen zu können, braucht der Rotmilan eine vielfältige Landschaft. Er brütet auf hohen Bäumen am Rand von ruhigen Laub- und Mischwäldern. Stundenlang gleitet er auf der Jagd nach Mäusen und anderen Kleinsäugern über die offene Flur. Auch kleinere Vögel stehen auf seinem Speiseplan, die in Hecken und Sträuchern ihre Heimat haben.

Majestätischer Greifvogel: der Rotmilan - Foto: © Martina Berg
Majestätischer Greifvogel: der Rotmilan – Foto: © Martina Berg

So eine vielfältige Kulturlandschaft findet der Rotmilan in Deutschland leider immer seltener. Besonders Hecken und Sträucher zwischen den Äckern und Wiesen stören bei der Bearbeitung mit modernen Landwirtschaftsmaschinen und werden daher noch immer vernichtet. Ein Rotmilan-Brutpaar findet meist entweder einen idealen Brutplatz oder ein günstiges Nahrungsangebot. Beides zusammen in unmittelbarer Nähe zu finden, wird immer schwieriger. Lange beuteflüge sind während der Brutphase für die Elternvögel nicht möglich, ihr Radius beträgt dann nur etwa 3 Kilometer.

Im Lipperland haben sich vor einigen Jahren einige Naturfreunde den Schutz der schönen Greifvögel zur Aufgabe gemacht. „Die Rotmilan-Freunde Lippe“ sorgen dafür, dass wir uns auch weiterhin an den wundervollen Vögeln am lippischen Himmel erfreuen können.