Wie viel Freiheit ist für die Racker zu viel?
Jeder, der sich dazu entschließt sich eine Katze anzuschaffen, wird vor die gleiche Frage gestellt. Soll man den Vierbeiner jetzt als Stubentiger erziehen, dessen Horizont nicht über die eigenen vier Wände hinausreicht, oder möchte man seiner Katze ein Leben in Freiheit ermöglichen, bei dem sie nur nach Hause kommt, wenn ihr selbst danach ist? Die Meinungen zu dem Thema gehen ziemlich auseinander, und es gibt für beide Varianten zahlreiche pro und contra Argumente.
Einer Wohnungskatze fehlt es eigentlich an nichts. Sie wird von allen mit Leckerlis verwöhnt, hat jeden Tag bestes Katzenfutter im Napf und kann rund um die Uhr auf der faulen Haut liegen. Dennoch bemängeln manche Kritiker, dass diese Form der Katzenhaltung nicht artgerecht sei. Laut ihnen kommt bei dieser Art der Haltung der Jagdinstinkt der Racker zu kurz. Die Vierbeiner lieben es schließlich Mäuse zu jagen, ihr Revier zu verteidigen und in der freien Natur umherzustreunen. Katzen sollten demnach Zugang zu Wald oder Wiesen haben, wo sie auf Bäume klettern, und somit gleichzeitig ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können.
Ein Leben als Freigänger hat jedoch nicht nur positive Seiten. Wenn man seiner Katze ein Leben in Freiheit ermöglicht, setzt man sie gleichzeitig auch unzähligen Gefahren aus, um die man sich bei einer Wohnungskatze keine Sorgen machen muss. Ausgelegte Giftköder, Tierquäler, oder unachtsame Autofahrer sind dabei nur einige Beispiele für Szenarien, die Ihrer Katze zum Verhängnis werden könnten. Also doch lieber ein Stubentiger? Schließlich liebt man seine kleine Samtpfote ja und möchte nicht, dass ihr etwas zustößt.
Ganz so einfach ist die Entscheidung leider doch nicht. Obwohl zu schnelle Autos und zahlreiche Krankheitserreger im Freien keine direkte Bedrohung für eine Wohnungskatze darstellen, lauern doch auch in den eigenen vier Wänden zahlreiche Gefahren für den kleinen Racker. Das allgemein bekannte sogenannte Kippfenster-Syndrom bezeichnet zum Beispiel einen Unfall, bei dem die Katze beim Versuch durch ein gekipptes Fenster nach draußen zu gelangen stecken bleibt, und sich dadurch grobe Verletzungen zuziehen, oder im äußersten Fall sogar sterben kann. Außerdem können bestimmte Pflanzen und giftige Dämpfe von Reinigungsmitteln sich auch negativ auf die Gesundheit der Katze auswirken. Besitzer, die in der Wohnung rauchen, sollten sich zweimal überlegen, ob sie sich eine Wohnungskatze anschaffen wollen. Übermäßiger Qualm setzt sich nämlich in der Lunge der Katze ab und kann somit zu gefährlichem Asthma oder Bronchitis führen.
Man sieht also, beide Varianten sind nicht zu 100% sicher und man sollte sich bei der Entscheidung vor allem an den äußeren Umständen orientieren. Lebt man zum Beispiel mitten in der Stadt, ist zu viel Freiheit für den Vierbeiner wahrscheinlich zu gefährlich, während ein Leben auf dem Land perfekt für einen Freigänger geeignet ist. Es lässt sich aber auch bei Wohnungskatzen ganz leicht ein Kompromiss finden, dank dem sie ein bisschen Frischluft schnuppern können. So kann man zum Beispiel den Balkon katzensicher machen, damit die Katze nicht runterfällt, oder im Garten einen Bereich einzäunen, in dem sich der Racker austoben kann. Für den Fall, dass keine dieser Möglichkeiten vorhanden ist, keine Panik: Katzen, die nichts Anderes kennen, fühlen sich auch pudelwohl, wenn sie ihr ganzes Leben drinnen verbringen. In diesem Fall wäre es von Vorteil, sich einen Spielgefährten zuzulegen, damit dem Stubentiger nicht langweilig wird. Richten Sie Ihrer Schmusekatze außerdem einen gemütlichen Platz am Fenster ein, damit sie draußen immer alles im Blick hat. Das ist für die Racker fast so gut wie Fernsehen und stimmt sie auf jeden Fall glücklich.