Vor einigen Tagen habe ich ja schon einmal von meiner Gewohnheit, Abends einen Waldspaziergang zu machen, berichtet. Gestern war ich wieder unterwegs und dabei fiel mir auf, wie viele verschiedene Pflanzen entlang meines Spazierweges momentan blühen und wachsen. Ich habe sie für Euch mit der Kamera eingesammelt – schaut doch selbst einmal bewußt den vielfältigen Bewuchs an den Straßenrändern an. Viele dieser heute verkannten Pflanzen wurden in früheren Zeiten als Heilkräuter sehr geschätzt.
Auf den Pflanzen wimmelt es natürlich auch von allerhand Tieren: Fliegen, Schnecken, Käfer, Wanzen, Hummeln, Bienen, Raupen und Schmetterlinge. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich Euch demnächst einmal erzählen werde.
Obwohl die Ackerwinde hübsche, zarte, rund 4–5 cm große Trichterblüten besitzt, ist sie in Gärten, auf Feldern und Weinbergen nicht gerne gesehen. Weil sie sich an Kulturpflanzen emporrankt und mit ihrem eigenen raschen Wachstum deren Entwicklung hemmt. Unter günstigen Umständen dauert es nur rund anderthalb Stunden, bis die Spitze eines Triebes bei ihrem kreisförmigen Wachstum einen Kreis von ca. 3 cm geschlossen hat.
Früher war die Acker-Witwenblume (auch Ackerskabiose genannt) eine angesehene Heilpflanze. Man versuchte sogar, sie als Medikament bei Pest und Epilepsie anzuwenden. Heute ist die Ackerskabiose als Heilpflanze kaum noch bekannt, obwohl sie eine günstige Wirkung auf die Atmungsorgane und die Haut ausüben kann.
Die Saatwucherblume ist eine gelb blühende Pflanze, die einer Margerite ähnelt. Sie war einmal eine weit verbreitete Pflanze, die überall auf den Äckern und in den Getreidefeldern zu finden war. Weil die Saatwucherblume überall im Mitbewerb zu den Nutzpflanzen stand, wurde im Laufe der Jahrhunderte die Pflanze bekämpft. Erst mit der modernen Landwirtschaft wurde die Pflanze selten und findet sich heute nur noch selten an Wegrändern.
Gras ist nicht gleich Gras – schaut mal genauer hin und Ihr werdet stauen, wie vielfältig die Formen unsere heimischen Grasarten sind. Gerade im Frühsommer während der Grasblüte sind diese unscheinbaren Pflanzen sehr schön anzuschauen (sofern man denn nicht unter einer Gräserpollenallergie leidet).
Wegen seiner recht unscheinbaren Blüten wird der Beifuß gern übersehen. Dabei wächst er gerade an Waldrändern in großen Mengen. In früheren Jahrhunderten galt der Beifuß als Mutter aller Kräuter. Er wurde gegen Frauenbeschwerden und Verdauungsprobleme eingesetzt und sollte außerdem auf magische Weise stärken und schützen. So band man sich Beifuß-Stängel an den Fuß (daher auch der Name!) um gegen Müdigkeit anzukämpfen.
Alle Wegericharten sind heilkräftig. So auch die hier gezeigten, bei uns sehr häufig vorkommenden Wegericharten: der Breitwegerich und der Spitzwegerich. Im 10. Jahrhundert wurde er von arabischen und persischen Ärzten zu Heilzwecken eingesetzt und sehr geschätzt. Wegerichblätter als Wundauflage sind besser als jedes Heftpflaster!
Brennnesseln sind nicht nur ein wirksames Heilmittel. Sie schmecken auch recht gut und können als Sud als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel im Garten eingesetzt werden. Außerdem sind sie eine beliebte Kinderstube für zahlreiche Schmetterlingsarten (z.B. Kleiner Fuchs). Deren Raupen nutzen die Blätter als Futterquelle.
Die Brombeer-Blüte startet dieses Jahr eher verhalten (jedenfalls hier im Lipperland). Hoffentlich haben wir noch einige schöne, sonnige Tage, damit die Honigbienen für die Bestäubung sorgen können. Und damit weder Brombeer- als auch die zweite Honigernte in diesem Sommer nicht völlig ins Wasser fallen.
Der Rote Fingerhut ist eine der ersten Pflanzen, die Brachflächen oder Windbrüche im Wald besiedeln. Er ist giftig aber auch eine der bekanntesten Heilpflanzen unserer Heimat. Unter dem Namen Digitalis helfen Medikamente mit Fingerhutwirkstoffen vor allem bei Herzerkrankungen.
Häufig wird der Stachlige Hohlzahn mit Taubnesseln verwechselt. Die Blüten sind aber eher rötlich. Seine Samen sind essbar und sehr lecker (besonders im Salat). Genutzt wird der Stechende Hohlzahn gegen Husten und Heiserkeit, äusserlich gegen Hautkrankheiten. Er ist auch als Ergänzung zum Salat zur Blutreinigung und Stärkung geeignet.
Johanniskraut ist als Beruhigungsmittel auch heute noch viel im Einsatz. Echtes Johanniskraut kann man recht leicht bestimmen: man zerreibt dazu eine Blüte zwischen den Fingern. Wenn sich die Finger dabei rötlich bis violett verfärben, dann ist es Johanniskraut.
Das gelbe sind Wiesen-Platterbsen, das violette ein Rotklee. Beide Arten wachsen oft in großen Mengen am Straßenrand. Oft auch zusammen. Von Kühen wird die Wiesen-Platterbse meist gemieden, da sie Bitterstoffe enthält. Giftig ist sie aber nicht.
Rote Lichtnelken sind ja ganz hübsch anzusehen, wer sie aber ungehindert im Garten wachsen läßt, wird sie oft nicht wieder los. Sie blüht nur am Tage und ihre Blüten sind völlig geruchlos. In der Volksmedizin werden die Samen gegen Schlangen-Bisse eingesetzt. Darüber hinaus wird sie wie eine Bachblüte eingesetzt, um die Entschlusskraft zu stärken.
Sauerampfer ist ein leckeres und gesundes Wildkraut. Da er viel Vitamin C enthält, erfrischt er und hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit. Als Tee kann man getrockneten Sauerampfer zubereiten und zur Stärkung der Verdauung trinken. Wichtig ist jedoch, dass man nicht zuviel Sauerampfer verwendet, denn die darin reichlich vorhandene Oxalsäure und Alkalisalze sind in grossen Dosen giftig.
Wie der Name verrät, dienen die Samen der Vogelwicke als beliebte Nahrungsquelle für Wildvögel. Schon in der Jungsteinzeit kam die Vogel-Wicke als Kulturbegleiter zu uns und gilt als gefürchtetes Acker-Unkraut. Sie wird auch gern von Honigbienen angeflogen.
Das Weidenröschen wächst an Waldrändern und Bahndämmen. Seinen Namen bekam es von den weidenähnlichen Blättern sowie der einer Rose ähnlichen Farbe und Form der Blüten. Die Volksmedizin hat Weidenröschen immer schon bei Prostata-Leiden angewendet. Wissenschaftliche Untersuchungen haben diese Heilwirkung bewiesen.
Nicht nur Löwenzahn wird im verblühten Zustand zur Pusteblume. Besonders schön finde ich den Samenstand des Wiesen-Bockbarts. Die Pflanze ist in allen Teilen essbar. Die Triebe und Blütenknospen der jungen Pflanze liefern ein Gemüse, das an Spargel erinnert. Die Wurzel kann ähnlich wie Schwarzwurzel zubereitet werden. Die Blätter lassen sich roh als Salat oder gekocht wie Spinat verwenden.
Weiß- und Rotklee sind beliebte Futterpflanzen. An unseren Wegrändern wachsen beide Arten recht häufig. Rotklee (oder Wiesenklee) hat sich als hilfreich bei der Vorbeugung von Gefäßerkrankungen, zur Linderung allgemeiner Alterserscheinungen und bei der Linderung von Wechseljahresbeschwerden bewährt. Weißklee ist bekannt als Eiweißquelle. So kann er gut in Salat, Spinat oder nur so gebraten verwendet werden. Die Blüten getrocknet und zermahlen ergeben ein Mehlersatz.
Flockenblumen ähneln in ihrem Aussehen stark den Kornblumen. Sie blühen von Juni bis Oktober und werden während dieser von vielen Insekten besucht und bestäubt.
Vor einigen Jahren waren sie hier fast völlig verschwunden: Kamille und Kornblumen in Getreidefeldern. Heute sieht man sie glücklicherweise wieder recht häufig. Was mich persönlich sehr freut, denn ist das nicht ein Fest für die Augen?
Der Wiesensalbei ist eine der schönsten Pflanzen unserer Wegränder und Wiesen. Zu Heilzwecken wird er kaum genutzt, weil sein „großer Bruder“, der Gartensalbei wesentlich wirksamer ist.
Ich hoffe, mein kleiner Pflanzenspaziergang hat Euch gefallen. Wenn nein, dann freue ich mich über Verbesserungsvorschläge. Wenn ja, dann freue ich mich über Lob! Nutzt doch dazu einfach die Kommentarfunktion. Danke für Eure Zeit!