Einer unserer beliebtesten, farbenprächtigsten und gleichfalls häufigsten Gartenvögel ist das Rotkehlchen, das durch eine kräftige, hellrote Färbung des Kehl- und Brustgefieders auffällt, wobei Männchen und Weibchen äußerlich kaum zu unterscheiden sind.
Mit dem Menschen verbindet den kleinen, etwa spatzengroßen Vogel eine ganz besondere Beziehung. So besteht häufig eine Art Symbiose zwischen Gärtner und Vogel, wobei beide Seiten gleichermaßen voneinander profitieren. Das Rotkehlchen als fleißiger Insektenvertilger hält uns eine Unzahl der lästigen Plagegeister fern und auch kleine Weichtiere, wie Schnecken, verschmäht es nicht. Dadurch leistet es einen aktiven Beitrag, den Kahlfraß im Gemüsebeet zu reduzieren.
Im Gegenzug dafür darf uns der selten scheue Vogel, der sich oftmals bis auf wenige Zentimeter an einen Menschen herantraut, bei der Gartenarbeit „helfen“, indem er sich über die vielzähligen Insekten hermacht, die durch das Umgraben der Erde aufgescheucht werden und sich so leichter erbeuten lassen. Leider wird dem Rotkehlchen das Leben dabei nicht selten durch den gedankenlosen Einsatz von Insektiziden erschwert. Der vogelliebende Gartenfreund sollte diesbezüglich Rückhaltung üben und durch entsprechende Maßnahmen dazu beitragen, es dem Rotkehlchen so heimelig wie möglich zu gestalten.
Um sich wohl zu fühlen, benötigt der kleine bunte Vogel viel Wildwuchs. Ein Mangel an Unterholz kann den gefiederten Freund vergraulen. Und wer dem Rotkehlchen eine besondere Freude bereiten möchte, der sollte zudem dafür sorgen, dass immer ein wenig Wasser zum Baden zur Verfügung steht. Rotkehlchen lieben es nämlich feucht und planschen fast täglich.
Natürliche Feinde hat der kleine bunte Vogel mehr als genug. Für Greifvögel, Wiesel und auch umherstreunende Katzen ist er eine leckere Beute. Insbesondere Eichelhäher, Elstern und andere Rabenvögel, aber auch Igel, können dem Gelege des oftmals am Boden brütenden Vogels gefährlich nahe kommen. Doch die Natur hat diese Verluste vorausschauend einkalkuliert.
Mit zwei bis drei Bruten pro Jahr und einer Gelegegröße von bis zu neun Eiern wirkt das vermehrungsfreudige Rotkehlchen einer Bestandsgefährdung erfolgreich entgegen. Die napfförmigen, aus Pflanzenmaterial erbauten Nester des Rotkehlchens finden sich an den unterschiedlichsten Stellen – am Boden zwischen Wurzelgeflecht, in Mauernischen und Felsspalten, aber auch in lange Zeit unbenutzt herumstehendem Gartenmobiliar oder sogar in Gießkannen.
Flauschig ausgepolstert werden diese kleinen Bauten für die Nachkommenschaft häufig und gerne mit Tierhaaren und Federn. Nach einer Brutzeit von zwölf bis fünfzehn Tagen schlüpfen die Küken, die dann im Alter von ebenfalls zwölf bis fünfzehn Tagen langsam flügge werden. Zur besseren Tarnung des Nachwuchses werden die Eierschalen nach dem Schlüpfen der Jungen vom Nest fortgetragen. Für den Nestbau und das anschließende Brutgeschäft verantwortlich zeigt sich einzig allein das Weibchen, während das Männchen für die Nahrungsbeschaffung zuständig ist.
Rotkehlchen sind außerordentlich reviertreu und fremden Eindringlingen begegnen sie zuweilen recht zänkisch. Als Drohverhalten gegenüber rivalisierenden Artgenossen dient dabei unter anderem das Zurschaustellen der aufgeplusterten, feuerroten Brust, sowie ein spezieller Verteidigungsgesang. Das Rotkehlchen singt ohnehin ausgesprochen viel und gerne in wunderschönen Melodien.
Rotkehlchen sind Teilzieher, das heißt, ein Großteil der Vögel verbringt auch den Winter bei uns, während ein anderer Teil wiederum in wärmere Gefilde zieht. Die Männchen erweisen sich in der Regel standorttreuer als die Weibchen. Die daheimgebliebenen Rotkehlchen ernähren sich im Winter hauptsächlich von Beeren und Sämereien, sind aber auch sehr häufig am Futterhäuschen zu beobachten. Für nicht wenige der Zugvögel jedoch endet die Reise in den sonnigen Süden auf dramatische Weise in den Netzen italienischer Singvogeljäger.
Autor: http://www.contentworld.com/authors/profile/5520/
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