Das die mongolische Steppe heute wieder von Urwildpferden, den Przewalski-Pferden (Equus przewalskii), bevölkert wird, grenzt nahezu an ein Wunder. Denn Mitte des vorigen Jahrhunderts fand man in freier Natur kein einziges Tier mehr und erklärte diese Wildpferdeart als ausgestorben.
Karge Steppen und eisige, lange Winter sind schon ohne menschliche Einflüsse für große Huftiere eine Umwelt, in der sie täglich ums Überleben kämpfen müssem. Nachweislich lebten diese kräftigen Pferde mit dem dichtem Fell und dem dunklen Aalstrich bereits seit vielen Jahrhunderten in der mongolischen Steppe. Etwa um das Jahr 900 n.Chr. berichtete der tibetanische Mönch Bodowa erstmals von ihnen in seinen Schriften. Der sicherlich gute Reiter Dschingis Khan hatte im Jahr 1226 eine schmerzhafte Begegnung mit den wilden Pferden: seine Stute scheute bei einer unverhofften Begegnung mit einer Przewalski-Herde und warf den großen Eroberer ab.
Die westliche Welt erfuhr von der Existenz dieser Tiere erst durch den russischen Forscher und Oberst Nikolai Michailowitsch Prschewalski (polnische Schreibweise = Przewalski). Während eines Aufenthaltes vom Oktober 1877 bis Anfang April 1878 in der Stadt Zajsan trug der Forscher einige Felle, Schädel und Knochen von durch russische Soldaten erschossenen Tieren zusammen, die er nach seiner Heimkehr dem zoologischen Museum seiner Heimatstadt Sankt Petersburg übergab. Zunächst wurden diese Exponate irrtümlich für Teile von tarpanen gehalten, erst 1881 erfolgte die Erstbeschreibung der neuen Tierart Equus przewalskii.
Zu dieser Zeit wurden Przewalski-Pferde noch stark gejagt. Doch die Feuerwaffen dezimierten den Bestand nicht so nachhaltig, wie die steigende Nachfrage der westlichen Welt nach feiner Kaschmirwolle. Immer mehr Mongolen zogen mit immer größeren Herden von Kaschmirziegen über die Steppen und überweideten die ohnehin kargen Flächen. Die wilden Pferde fanden kaum noch Nahrung und verhungerten.
Aus heutiger Sicht war es ein Glück, dass Baron Friedrich von Falz-Fein unbedingt Przewalski-Pferde auf seinem Gut Nova Askania in der Ukraine halten wollte. Zwischen 1899 und 1903 schickten sowohl der Baron als auch der Tierhändler und Zoodirektor Carl Hagenbeck Expeditionen aus, um in der Mongolei einige Fohlen der wilden Pferde zu fangen.
Über die Hälfte der gefangenen Tiere starben auf dem 9000 Kilometer langen Transport in die Ukraine und nach Deutschland. Nur 54 Tiere erreichten ihren Bestimmungsort und von diesen wenigen Tieren starben wieder die meisten, bevor sie geschlechtsreif waren. Nur 13 der Tiere hatten nachweislich Nachwuchs. Von diesen wenigen Tieren stammt die ganze heutige Population ab. Der heutige Weltbestand zählt wieder etwa 2000 Pferde in über 60 Zoos. Einer davon ist das Wisentgehege in Springe, in dem alle hier gezeigten Fotos entstanden sind.
Der Münchner Tierpark Hellabrunn, der Salzburger Zoo und der Prager Zoo haben in den 1990er Jahren damit begonnen, die Urwildpferde in ihrer ursprünglichen Mongolischen Heimat wieder anzusiedeln. Jetzt preschen wieder circa 300 Przewalski-Pferde über die weiten mongolischen Steppen. Auch in Ungarn und der Ukraine wurden einige Tiere ausgewildert. Tierschützer kümmern sich um die wieder in Freiheit lebenden Wildpferde. Die Herden sind bereits in der Lage, sich selbständig durch Nachwuchs zu erhalten. Ein riesiger Erfolg für die Erhaltung einer Art, die ohne die gezielte Zucht im Zoo ausgestorben wäre.
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