1 Geruch kann keine Wildkatze (Felis silvestris) widerstehen: dem von Baldrian. Das hilft den Forschern auf der Suche nach dem scheuen Raubtier: sie sprühen Holzstäbe ein und stecken sie in den Boden. Die vom Geruch angelockten Tiere reiben sich daran und hinterlassen an den sogenannten Lockstäben ihre Haare. Die werden im Labor analysiert. Meist können Wildkatzen nur auf diese Weise in bestimmten Gegenden nachgewiesen werden.
3 bis 7 Kilogramm wiegt eine ausgewachsene Wildkatze. Die Männchen sind schwerer und größer als die Weibchen. Im Vergleich zu den meisten Hauskatzen sind Wildkatzen etwas größer. Von einer Hauskatze unterscheidet man eine Wildkatze am einfachster am Schwanz. Der ist bei Wildkatzen sehr buschig, das Ende ist stumpf und trägt drei schwarze Kringel. Hauskatzen dünnere Schnurrhaare als ihre wilden Verwandten. Das Fell des Waldbwohners ist ockerfarbig bis hellbraun und wirkt verwaschener als bei den Haustieren.
7 bis 10 Jahre alt kann eine Wildkatze in Freiheit werden. Die einzelgängerisch lebenden Tiere sind am meisten von unserem Straßennetz bedroht, das ihre Heimat zerschneidet. Das Projekt „20.000 grüne Kilometer“ vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat es sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Wälder in Deutschland miteinander zu vernetzen. Dadurch könnten die Lebensräume von Wildkatzen und anderen Waldtieren sicher erweitert werden.
18 einziehbare Krallen und ein besonders kräftiges Gebiss tragen dazu bei, dass Wildkatzen so ausgezeichnete Jäger sind. Trotz ihrer kräftigen Statur sind sie sehr beweglich und können sich nahezu lautlos an ihre Beutetiere anschleichen. Außerdem haben sie extrem kurze Reaktionszeiten, so dass sie ihre Beute blitzschnell schnappen können, wenn sie in Reichweite kommt. Hauptbeute der Wildkatze sind Mäuse, sie jagen aber auch manchmal Amphibien, Kleinvögel oder Kaninchen.
66 Tage beträgt die Tragezeit bei der Wildkatze. Zwei bis drei Junge kommen pro Wurf auf die Welt. Hauptgeburtszeit ist im Frühjahr von März bis Mai, die meisten Jungtiere werden im April geboren. Wie alle Katzen werden sie blind geboren. Das erste Fleisch fressen sie nach etwa sechs Wochen. Schon nach 5 Monaten sind die kleinen Wildkatzen bereits selbständig und nach neun bis elf Monaten geschlechtsreif.
1934 wurde die Wildkatze im Deutschen Reich durch das Reichsjagdgesetz unter ganzjährigen Schutz gestellt. Eigentlich war es da aber schon zu spät. Heute steht das scheue Raubtier in Deutschland auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten und ist durch einige internationale Abkommen besonders geschützt.
4.000 Hektar groß kann das Streifgebiet einer männlichen Wildkatze, eines sogenannten Kuders, groß sein. Weibliche Tiere sind standorttreuer, sie brauchen nur zwischen 200 und 1000 Hektar Lebensraum. Wildkatzen lieben strukturreiche und störungsarme Laub- und Mischwälder, die ihnen ausreichend Beute und Schutz bieten.
5.000 bis schätzungsweise 7000 Wildkatzen gibt es heute wieder in Deutschland. Zu finden sind sie vor allem in Mitteldeutschland im Harz und im Hainich und im Südwesten von der Eifel bis zum Schwarzwald. Man bekommt die scheuen Tiere aber kaum zu Gesicht und so ist es sehr schwer, die genauen Populationsgrößen festzustellen.
300.000 Jahre gibt es Wildkatzen schon in den europäischen Wäldern. Allerdings galt Deutschland ab 1930 als wildkatzenfrei. Die exzessive Jagd und die Vernichtung ihrer Lebensräume führten dazu, dass die scheue, schöne Katze für einige Jahrzehnte bei uns völlig verschwunden war. Zum Glück wachsen seit einiger Zeit die Bestände wieder – wenn auch nur sehr zögerlich.
Ich fände es sehr schön, wenn die kleinen Raubtiere bald wieder in ganz Deutschland zu Hause wären. Erst kürzlich wurde erstmals nach vielen Jahren eine Wildkatze in meiner Heimat, dem Weserbergland gesichtet. Hoffentlich werden aus dem einen Tier bald ganz viele!