Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht Bericht
Bonn, 10. Februar 2015: Die Gefährdung des Feldhamsters in Deutschland schreitet weiter voran. Dies dokumentiert die Veröffentlichung des Bundesamtes für Naturschutz „Bericht zum Status des Feldhamsters (Cricetus cricetus)“ im Skript 385. Die Veröffentlichung umfasst Statusberichte der Bundesländer und Ergebnisse eines nationalen Expertentreffens zum Schutz des Feldhamsters an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm. Zusammengestellt wurde das Skript vom Deutschen Rat für Landespflege im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).
Die Statusberichte enthalten Angaben zu Vorkommen, Bestandsentwicklung und Gefährdungsursachen, aber auch zu Schutzmaßnahmen. In Deutschland sind aktuell vier große Verbreitungsschwerpunkte des Feldhamsters vorhanden. Sie liegen in Mitteldeutschland, im Rhein-Main-Gebiet, in Franken sowie im südwestlichen Nordrhein-Westfalen.
Die Bestandsentwicklung ist jedoch in neun von den elf berücksichtigten Bundesländern negativ, unabhängig von der jeweiligen Bestandsgröße. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird der Bestand aktuell mit null angegeben, so dass die Experten davon ausgehen, dass der Feldhamster dort ausgestorben ist. In den beiden Bundesländern waren noch in den 1990er Jahren Feldhamster gemeldet worden. Als halbwegs stabil wird die Bestandsentwicklung derzeit lediglich in Sachsen-Anhalt und in Rheinland-Pfalz eingeschätzt. Doch ohne entsprechende Schutzmaßnahmen wird der Feldhamster nach Experten-Angaben auch in Rheinland-Pfalz in etwa zehn Jahren ausgestorben sein.
„Gefährdungsursache Nummer eins ist die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Dies geht auch aus allen Länderberichten hervor.“ Denn der Feldhamster ist auf die Agrarlandschaft angewiesen. Er findet dort steppenartige Lebensräume, in denen er seine Erdhöhlen gräbt und reichhaltige Nahrung findet. Weil die moderne Landwirtschaft die Ernte jedoch immer früher und auch fast restlos einfährt, fehlt dem Feldhamster nicht nur Deckung und damit Schutz vor Feinden, sondern vor allem ausreichend Nahrung für die Überwinterung. Doch auch zunehmende Isolation und Zerschneidung der Lebensräume tragen zur Gefährdung des Nagers bei.
Die Experten fordern unter anderem, dass in allen Bundesländern mit Feldhamstervorkommen, soweit noch nicht vorhanden, umgehend Aktionspläne für die Art aufgestellt und vor allem konkrete Maßnahmen zu ihrem Schutz realisiert werden. „Die Umsetzung dieser Forderungen ist von größter Bedeutung für den Schutz des vom Aussterben bedrohten Nagers“, erklärte die BfN-Präsidentin. Der Feldhamster steht außerdem für eine Agrarlandschaft, die noch ein Mindestmaß an Strukturen und Fruchtfolgen aufweist. Deshalb profitieren von seinem Schutz auch viele weitere gefährdete Arten der heimischen Feldflur wie Rebhuhn, Feldlerche und Feldhase