Die letzte Kolonie der Großen Hufeisennase in Deutschland bleibt 2014 weiter auf Rekordkurs. Nachdem schon die Zählung der überwinternden Tiere einen neuen Höchststand erreichte, leben derzeit so viele Fledermäuse wie noch nie in der einzigen bekannten deutschen Wochenstube in der Oberpfalz.

So zählte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) auf dem Dachboden des Fledermaushauses in Hohenburg zuletzt mindestens 111 erwachsene und 47 neugeborene Tiere. Aufgrund des milden Frühjahrs wurden die Weibchen dieses Jahr früher trächtig, so dass auch noch die bisher frühesten Geburten seit Aufzeichnung registriert wurden.

Gruppe neugeboerener Hufeisennasen - Foto: © Rudolf Leitl
Gruppe neugeborener Hufeisennasen – Foto: © Rudolf Leitl

Nach einer eher verhaltenen Entwicklung 2013 mit nur geringeren Zuwächsen, bedingt durch die ungünstige Witterung, zeigt sich das Fledermausjahr 2014 bisher sehr erfreulich. So kehrten im Frühling die letzten Großen Hufeisennasen Deutschlands früher aus ihren Winterquartieren in die Wochenstube im Fledermaushaus in Hohenburg (Opf.) zurück.



Zuletzt zählte LBV-Projektleiter Rudolf Leitl dort 111 erwachsene Fledermäuse, 17 mehr als im Vorjahr, was einen neuen Rekord bedeutet. „Die höchste Zahl erwachsener Tiere wird erfahrungsgemäß immer kurz vor der Geburt der Jungen registriert“, so Leitl über seine regelmäßigen Erfassungen.

Aufgrund des kurzen Winters erblickten bereits Anfang Juni die ersten Jungtiere das Licht der Welt, so früh wie noch nie in den bisher erfolgten Aufzeichnungen. „Das Tageslicht haben sie aber nicht wirklich gesehen, denn die Kleinen sind bei der Geburt noch blind“, erklärt der LBV-Fledermausexperte. „Und auch sonst bevorzugen sie ein Leben in Dunkelheit, das ihnen zahlreiche Nachtinsekten und gleichzeitig Schutz vor Feinden bietet“, so Rudi Leitl weiter.

Nach neuen Höchstständen bei der Winterquartierzählung und im Wochenstubenquartier, stellten die Hohenburger Hufeisennasen aber auch bei den diesjährigen Geburten eine neue Bestmarke auf. „Mit 47 Jungtieren kamen 2014 gleich zehn junge Fledermäuse mehr zur Welt als im Vorjahr“, freut sich Rudi Leitl.

Junge Hufeisennase an Balken hängend - Foto: © Rudolf Leitl
Junge Hufeisennase an Balken hängend – Foto: © Rudolf Leitl

Der frühe Geburtstermin bedingt zudem, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungen für den ersten Winter steigt. „Denn je früher die Jungen geboren werden, desto mehr Zeit haben sie, die Insektenjagd effektiv zu lernen, um sich darüber genügend Fett-reserven für den Winterschlaf anzufressen“, erklärt Leitl.



Mithilfe fernsteuerbarer Zoom-Infrarot-Kameras lässt sich das Geschehen im Quartier der Hufeisennasen bestens und ganz ohne Störung der Tiere beobachten. Im Rahmen des EU-geförderten LIFE-Projektes führt der LBV somit auch kontinuierlich ein intensives Monitoring durch, um möglichst schnell auf unerwünschte Entwicklungen reagieren zu können. Äußerst positiver Nebeneffekt dieses Monitorings ist, dass auch die Besucher des Fledermaushauses über die Kameras intensiv am Leben der alten und jungen Tiere teilhaben können.

Einen ersten Eindruck bekommen Fledermausfreunde jederzeit per Live-Webcam unter www.lbv.de/hufeisennase.

Die Überlebensrate der Hohenburger Hufeisennasen ist sehr hoch, so dass dieses derzeit einzige bekannte und vollkommen isolierte Fortpflanzungsvorkommen der Großen Hufeisennase in Deutschland den wichtigsten Meilenstein des Life-Projektes, nämlich die Hunderter-Marke im Wochenstubenquartier, schon erreicht, bzw. übertroffen hat. Mit großer Spannung verfolgt der LBV nun, wie sich die Jungtiere dieses bisherigen Rekordjahrs entwickeln werden.

Quelle: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.