Die Tage werden wieder merklich länger und die Temperaturen steigen an. Sobald im Frühjahr die Nächte wärmer werden, erwachen unsere Amphibien aus ihrer Winterruhe. Meist beginnen sie ihre Wanderungen in einer regnerischen Nacht, wenn das Thermometer mehrere Nächte lang etwa 8 bis 10 Grad angezeigt hat. Dann sind nicht nur Kröten unterwegs. Auch Molche und Frösche zieht es in Scharen zu den Laichgewässern.

Amphibien auf Wanderschaft

Meist sind es aber Erdkröten (Bufo bufo), die sich auf den gerade für Weibchen beschwerlichen Weg machen. Bis zu fünf Kilometer legen sie zurück, um ihren Tümpel zu erreichen. Die Männchen lassen sich meist von einer Krötendame huckepack mitnehmen. Es wurden schon Weibchen gesehen, die 10 Männchen transportiert haben.

Es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit die Tiere ihren Geburtsteich wiederfinden. Ihren Weg dorthin finden sie mit Hilfe eines besonderen Organs im Gehirn. Sie orientieren sich an optischen, akustischen und magnetischen Reizen. In der Nähe der Laichgewässer auch an Feuchtigskeitsunterschieden und Gerüchen.

Foto: © Martina Berg
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Diese Wanderung ist immer dann besonders gefährlich, wenn die Wanderroute über eine vielbefahrene Straße führt. Die Kröten warten leider nicht am Straßenrand, bis die Fahrbahn frei ist. Zahlreiche Tiere werden so jedes Jahr überfahren.

Schutzmaßnahmen für die wandernden Kröten

Immer mehr Menschen sehen Kröten und Frösche lieber quakend im Teich als plattgefahren auf einer Straße. Deshalb gibt es vermehrt Schutzbemühungen. Eine Maßnahme sind Warnschilder, die im Frühjahr an den Straßenrändern auftauchen und auf Krötenwanderungen hinweisen. Autofahrer sollten diese Straßen am besten meiden, zumindest aber besonders vorsichtig und langsam fahren. Hier tauchen dann meist nicht nur Kröten, sondern auch Tierschützer auf, die den Tieren über die Straße helfen. Einige Gemeinden und Städte gehen sogar schon dazu über, entsprechende Straßen während der Krötensaison komplett zu sperren.

Foto: © Martina Berg
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Übrigens reicht schon der Strömungsdruck eines schnell fahrenden Autos aus, um die Amphibien zu töten. Die für die Kröten schlimmsten Autos sind tiefergelegte Sportwagen – die Druckunterschiede dieser Fahrzeuge lassen sie förmlich zerplatzen. Slalomfahren, um die Tiere nicht zu überfahren, rettet die Tiere nur, wenn man höchstens Tempo 30 fährt!

Im Eimer-Taxi über die Straße

Bereits Ende Februar werden von engagierten Tierschützern entlang der Straßen Krötenzäune aufgestellt. Diese kleinen, meist grünen Kunststoffbarrieren verhindern, dass die Kröten auf die Straße hüpfen. Hinter dem Zaun befinden sich alle paar Meter eingebuddelte Eimer, in die die Kröten bei ihrer Suche nach einem Durchschlupf plumpsen. Früh morgens und meist noch mal am Abend werden die meist prall gefüllten Eimer dann von hilfreichen Menschen über die Straße gebracht. Dann können die Kröten ungefährdet weiterwandern.

Foto: © Martina Berg
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Wenn Sie als Krötenhelfer unterwegs sind, dann achten Sie unbedingt auf ihre eigene Sicherheit. Im Dunkeln auf verkehrsreichen Straßen unterwegs zu sein, ist nicht nur für Kröten gefährlich. Eine Taschenlampe brauchen Sie, um Kröten und Weg zu finden. Praktischer ist eine Stirnlampe. Auf jeden Fall sollten Sie eine Warnweste tragen, damit die Autofahrer Sie rechtzeitig sehen.

Straßentunnel nur für Kröten

Viel praktischer als der Eimertransport, sind Rohre aus Beton, die unter der Straße hindurchführen. Diese Krötentunnel funktionieren ganz ähnlich – nur statt in Eimer zu plumpsen, finden die Tiere die Röhreneingänge und unterqueren so gefahrlos die Fahrbahn. Leider scheitert der Bau solcher Tunnel wie so oft am fehlenden Geld. Tierschutzorganisationen setzen sich aber verstärkt dafür ein, dass bei Straßenneubauten oder –sanierungen entsprechende Tunnel gebaut werden.

Ersatz-Laichgewässer für Kröten, Frösche und Molche

Was aber, wenn es das Gewässer, in dem die Tiere aufgewachsen sind, nicht mehr gibt? Leider werden ja auch heute noch viele Teiche und Tümpel zugeschüttet oder sie fallen einfach trocken. Ist also das Geburtsgewässer nicht mehr da, dann suchen sich die wandernden Amphibien einen Ersatzteich. Naturschützer legen daher heute häufig Ersatzgewässer in der Nähe der ursprünglichen Teiche oder an den bekannten Wanderrouten der Kröten an.

Findet eine Kröte im Frühjahr kein geeignetes Laichgewässer, dann kann sie ihren Laich wieder zurückbilden. Sie verschiebt dann die Fortpflanzung einfach auf das nächste Jahr.

Endlich im Krötenteich angekommen

Die meisten Krötenpaare haben sich bereits unterwegs gefunden und das viel größere Weibchen ihr Männchen mitgebracht. Die Männchen sind übrigens kaum von ihrem Weibchen zu trennen. Im Teich setzt meist ein wildes Gerangel der noch „unbeweibten“ Junggesellen um die Damen ein. Es kommt sogar vor, dass Weibchen ertrinken weil sich ein Dutzend Männchen an sie klammert.

Foto: © Martina Berg
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Die Krötenweibchen legen jetzt ihre Eier ab, die in langen Schnüren um die Wasserpflanzen gewickelt werden. Dabei werden die Eier von dem immer noch auf dem Weibchen hockenden Männchen befruchtet. Nach dem Ablaichen trennen sich die Paare wieder und verlassen das Gewässer, um im Sommer auf Wiesen, Feldern und Gärten zu leben. Ihr Nachwuchs folgt nach etwa drei bis vier Monaten. Im Herbst vergraben sie sich meist im Wald im Laub und warten auf den Frühling bis zur nächsten Wanderung.

Foto: © Martina Berg
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Wer sich für die faszinierende Amphibien unsere Heimat interessiert, sollte sich nach den ersten wärmeren Tagen einmal zu einem Krötenteich aufmachen. In manchen Jahren kann das Wasser durch die zahlreichen laichenden Krötenpaare regelrecht kochen. Gehen Sie vorsichtig und achten Sie darauf, wohin Sie gehen, damit Sie auf keine Kröte treten. Dann ist Ihnen ein unvergessliches Naturerlebnis gewiss!

Mehr Informationen zum Thema Kröten und Amphibienschutz finden Sie auf den Seiten des NABU.

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