Jäger sorgten einst für die Ausrottung des Luchses in Deutschland – im Harz wurde der letzte Luchs 1818 erlegt. Jetzt, wo die Wiederansiedlungsbemühungen des Naturschutzes Früchte tragen und im Nationalpark wieder eine überlebensfähige Luchspopulation lebt, wenden sie sich erneut gegen die Wildkatze: In den letzten Tagen war zu lesen, dass die Jägerschaft sich um Rehe und Hirsche sorge, die vom Luchs gerissen werden.

Luchs im Schnee - Foto: © Martina Berg
Luchs im Schnee – Foto: © Martina Berg



Luchse sind die besseren Jäger

Dabei argumentiert die Jägerschaft gerade mit der vermeintlichen Überpopulation von Reh- und Rotwild, wenn es um die Rechtfertigung der Jagd geht: Aufgrund der hohen Schalenwildbestände seien beträchtliche Schäden am Wald nur durch intensive Jagd zu vermeiden. Offensichtlich akzeptiert man die „Regulierung“ der Rehwildbestände aber nur, wenn sie durch die eigene Büchse erfolgt – den Luchs als Beutekonkurrenten lehnt man dagegen ab. Dabei erbeuten Luchse im Gegensatz zum eher an Trophäen interessierten Menschen vor allem geschwächte, verletzte und kranke Tiere und tragen so dazu bei, den Bestand ihrer Beutetiere gesund und widerstandsfähig zu halten.

Luchs bei der Tauben-Mahlzeit - Foto: © Martina Berg
Luchs bei der Tauben-Mahlzeit – Foto: © Martina Berg

Jäger messen mit zweierlei Maß

Die Vorgehensweise der Jägerschaft ist gleich in mehrfacher Hinsicht heuchlerisch: Erst füttert man Reh- und Rotwild gezielt durch den Winter, um in der nächsten Jagdsaison möglichst reiche Beute zu machen. Gleichzeitig rechtfertigt man die Jagd mit dem Argument, es gäbe „zu viele“ Rehe. Wenn nun aber ein natürlicher Beutegreifer auf den Plan tritt und sich anschickt, den menschlichen Jäger zu ersetzen, handelt es sich dabei auf einmal um eine schädliche Entwicklung.



Beutekonkurrent Luchs

Jäger sehen den Luchs also ganz offensichtlich als Konkurrenten, der ihre Beute dezimiert – wenn es ihnen um Waldverjüngung oder das oft zitierte „natürliche Gleichgewicht“ ginge, müssten sie Beutegreifer wie den Luchs und den Wolf mit offenen Armen empfangen. Stattdessen werden Raubtiere als Konkurrenten gesehen, gegen die man den Wildbestand verteidigen muss, um selber reiche Beute machen zu können.

Eurasischer Luchs - Foto: © Martina Berg
Eurasischer Luchs – Foto: © Martina Berg

Da ist es kaum verwunderlich, dass immer wieder Luchse erschossen oder anderweitig illegal getötet werden. In den allerwenigsten Fällen kann dabei der Täter ermittelt werden. Es ist zu hoffen, dass dies der Rückkehr des Luchses in deutsche Wälder keinen Abbruch tun wird.

Wildtierschutz Deutschland e.V.
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