Etwa 13.000 neue Arten entdecken Forscher jedes Jahr auf unserer Erde. Meist handelt es sich dabei um Fadenwürmer, Insekten, Spinnentiere, Algen oder Pilze. Das ist auch nachvollziehbar, weil es sich um die mit Abstand umfangreichsten Artengruppen handelt.

Der Artenreichtum unserer blauen Planeten ist schlicht gigantisch und unüberschaubar. Zwar sind bereits etwa 1,75 Millionen Arten bekannt, doch Forscher schätzen die tatsächliche Zahl auf 3,6 bis 112 Millionen! Da ist es nicht überraschend, dass immer wieder faszinierende Lebensformen entdeckt werden.




Ein Bakterium stellt den gültigen Lebensbegriff in Frage

Für Wissenschaftler besonders interessant ist die Entdeckung eines Bakteriums mit dem klangvollen Namen GFAJ-1, dass in einem kalifornischen Salzsee lebt. Das Besondere an diesem Bakterium ist, dass es nicht nur aus den bisher bekannten sechs chemischen Lebensbausteinen besteht (Kohlenstoff, Sauerstoff, Phosphor, Wasserstoff, Stickstoff und Schwefel), sondern auch Arsen in seine DNA und die Zellmembranen einbaut. Der bisher gültige Begriff von Leben muß nun neu überdacht werden.

Unzählige Bakterien warten nocvh auf Entdeckung - © photo5963 - Fotolia.com
Unzählige Bakterien warten noch auf Entdeckung – © photo5963 – Fotolia.com

Der Pfannkuchen-Fisch sieht so aus wie er heißt

Im Golf von Mexiko fanden Forscher einen bodenbewohnenden Fisch, der sich mit seinen Stummelflossen auf dem Boden vorwärts bewegt und einer bizarre Kreuzung aus Pfannkuchen und Frosch ähnelt. Er gehört zur Gruppe der Seefledermäuse und erhielt den überaus passenden Namen „Louisiana pancake batfish“ (Halieutichthys aculeatus ). Zu deutsch: Louisiana-Pfannkuchen-Fledermausfisch.

Eine neue Schopfgibbonart

Da die Gruppe der Säugetiere nur rund 4.000 Exemplare umfaßt, ist es eher selten, dass heute noch neue Arten entdeckt werden. 2010 identifizierten Forscher des Deutschen Primatenzentrums (PBZ) aus Göttingen in Südostasien aber sogar eine neue Menschenaffenart: den Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbon ((Nomascus annamensis). Bisher ging man von nur sechs verschiedenen Arten von Schopfgibbons aus.

Gelbwangen-Schopfgibbons (Nomascus, gabriellae) - Foto: © Martina Berg
Gelbwangen-Schopfgibbons (Nomascus gabriellae) – Foto: © Martina Berg




Vegetarische Warane sind eher selten

Ein weiteres recht großes Tier, dass erst im vergangenen Jahr gefunden wurde, ist ein vegetarischer Riesen-Waran. Der Sierre-Madre-Waran (Varanus bitatawa) bewohnt den nördlichen Teil der philippinischen Insel Luzón und ernährt sich ausschließlich von Früchten. Dies unterscheidet ihn von fast allen andere Waranarten, die Fleisch und Aas fressen. Die Echse lebt sehr zurückgezogen in dichten, meist noch unerforschten Wäldern und war daher bisher unbekannt.

Allein auf Borneo werden ständig  neue Arten gefunden

Die Insel Borneo ist noch immer weitgehend unerforscht und so werden hier laufend neue Tierarten entdeckt. Eine wunderschöne Schlange mit grünen, braunen und blauen Schuppen an den Seiten erhielt den Namen Kopstein Bronzerückenschlange (Dendrelaphis kopsteini). Bei Gefahr kann sie ihren Nacken in einer roten Warnfarbe aufleuchten lassen.

Zwar sind Flugfrösche, die mit Hilfe von Flughäuten zwischen den Zehen von einem Baum zum anderen gleiten, schon länger bekannt. Der ebenfalls auf Borneo beheimatet Mulu-Flugfrosch (Rhacophorus penanorum) hat allerdings eine besondere Fähigkeit: er kann sowohl die Farbe seiner Haut als auch die seiner Augen verändern. Am Tag ist er grün, Nachts braun.

Rhacophorus pardalis, ein schon länger bekannter Flugfrosch - © mgkuijpers - Fotolia.com
Rhacophorus pardalis, ein schon länger bekannter Flugfrosch – © mgkuijpers – Fotolia.com

Die Ameisenart Lordomyrma reticulata befindet sich ebenfalls auf der Liste der Neuentdeckungen der letzten Jahre. Sie ist nur einen halben Millimeter groß und extrem behaart. Insgesamt fanden Forscher im Jahr 2010 auf Borneo 67 Pflanzen, 17 Fische, fünf Frösche, drei Schlangen, einen Vogel, 29 Wirbellose und zwei Echsen.

Unüberschaubare Artenvielfalt läßt auf viele weitere Entdeckungen hoffen

Nach Schätzungen des International Institute für Species Exploration (IISE) stellen die uns bisher bekannten Arten nur 20 Prozent des tatsächlichen Artenreichtums an Tieren und Pflanzen dar. Man kann also auch in den kommenden Jahren auf viele interessante Entdeckungen gespannt sein.