Woher die Bezeichnung „Regenwurm“ stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Einige Forscher sind der Meinung, sie bezieht sich auf das Verhalten der Regenwürmer, bei starkem Regen an die Erdoberfläche zu kommen. Sie flüchten dann vermutlich vor dem Wasser, das ihre Wohnröhre zu überfluten droht.

Eine andere Deutungsmöglichkeit rührt von der unermüdlichen unterirdischen Aktivität der Würmer her: bis in das 16. Jahrhundert nannte man den Regenwurm „reger Wurm“. Im Französischen heißt er treffender „Ver de Terre“ und auch der englische Name „Earthworm“ deutet auf den Lebensraum des Tieres hin.

Verknoteter Regenwurm - Foto: © Martina Berg
Verknoteter Regenwurm – Foto: © Martina Berg

Etwa 40 Regenwurmarten gibt es in Deutschland

Von den etwa 40 Regenwurmarten, die in Deutschland vorkommen, sind der Tauwurm (Lumbricus terrestris) und der hellrote Mist- oder Kompostwurm (Eisenia fetida) die häufigsten. Der Tauwurm ist sicherlich der bekanntere, er ist der, der nach einem kräftigen Regen häufig auf Straßen und Wegen auftaucht. Er ist meist braun gefärbt, wird bis zu 8 mm dick und kann eine Länge von etwa 30 cm erreichen. Das Schwanzende ist flacher als der Rest des Körpers. Man findet ihn in der Erde und in reifem Kompost. Er ist genauso wie der Kompostwurm sehr lichtempfindlich.

Im Gegensatz zum Tauwurm wird der meist rot gefärbte und gelb geringelte Kompostwurm nur 6 bis 8 Zentimeter lang. Er lebt in organischen Abfällen, daher findet man ihn nur in Mist- oder Komposthaufen, nicht aber in der Erde. Nur hier entstehen die höheren Temperaturen, die der Kompostwurm braucht. Unter guten Bedingungen vermehrt er sich sehr schnell (4 Generationen im Jahr). Ohne diese fleißigen Tierchen würde aus organischen Abfällen nicht so schnell guter Kompost.



Regenwürmer sind Zwitter

Alle Regenwurmarten sind Zwitter, die aber zur Fortpflanzung einen Partner brauchen. Etwa in der Mitte des Regenwurmkörpers befindet sich bei geschlechtsreifen ein gelblicher, verdickter Gürtel (Clitellum) Bei der Paarung, die meist in einer feuchten aber warmen Nacht stattfindet, heften sich die Partner an dieser Stelle aneinander und tauschen Spermien aus. Die Eier werden in Kokons abgelegt, aus denen beim Kompostwurm nach etwa 16 bis 20 Tagen die Jungwürmer schlüpfen. Beim Tauwurm dauert die Entwicklungszeit bei 12 Grad Bodentemperatur etwa 135 Tage.

Regenwurm auf einem asphaltierten Feldweg - Foto: © Martina Berg
Regenwurm auf einem asphaltierten Feldweg – Foto: © Martina Berg

Der Regenwurm hat keine Lunge aber 10 Herzen

Der Regenwurm hat keine Lunge, sondern atmet durch die Haut. Er hat dafür sage und schreibe 10 (in Worten: ZEHN) Herzen und dürfte damit wohl zu den herzlichsten Lebewesen aus unserem Planeten gehören.

Das sich aus einem in der Mitte geteilten Regenwurm zwei neue lebensfähige Tiere entwickeln, ist übrigens ein Irrglaube. Zwar besitzen alle Regenwurmarten die Fähigkeit, sich teilweise zu regenerieren, doch funktioniert dies nur, wenn das Clitellum noch vollständig erhalten ist.

Zwar hat der Regenwurm keine eigentlichen Sinnesorgane, trotzdem kann er riechen und schmecken, Temperaturunterschiede, Berührungen und Licht wahrnehmen. Möglich ist dies durch ein Strickleiternnervensystem, das bis zu einem kleinen Gehirn führt.

Kompostwürmer - © TwilightArtPictures - Fotolia.com
Kompostwürmer – © TwilightArtPictures – Fotolia.com

Winzige Borsten an seinem Körper dienen der Fortbewegung. Er kann die Borsten aufstellen und sich so regelrecht im Boden festkrallen. Daher ist es für einen Vogel auch so schwer, einen Regenwurm aus seiner Wohnröhre zu ziehen.



Regenwürmer verbessern und lockern den Boden

In einem Quadratmeter Boden kommen durchschnittlich zwischen 100 und 400 Regenwürmer vor. In besonders schonend behandeltem Ackerboden wurden auch schon 2 Millionen Würmer auf einem Hektar gezählt. Die Kothäufchen, die der Regenwurm ausscheidet, sind ein besonders wertvoller Dünger. Regenwurmkot ist bis zu sieben Mal nährstoffreicher als normale Gartenerde.

Durch ihre Wühltätigkeit lockern sie den Boden und sorgen für eine bessere Durchlüftung. Pflanzen haben es in regenwurmreichen Böden leichter, ihre Wurzeln auszubreiten. Auch der Regen kann dort besser in größere Tiefen vordringen.

Wenn Sie auf Ihrem Komposthaufen den Regenwürmern etwas Gutes tun wollen, dann reichern sie ihn mit den Lieblingsspeisen der Tiere an: Kaffeesatz, Porree- und Zwiebelreste, Wein- und Obsttrester, feuchte Wellpappe und Schafgarbe.

Hundertfüsser greift Regenwurm an - Foto: © Martina Berg
Hundertfüsser greift Regenwurm an – Foto: © Martina Berg

Regenwürmer sind proteinreiche Nahrung für viele Tiere

Auch andere Tiere schätzen die sehr proteinreichen Regenwürmer – allerdings als Nahrungsquelle. Besonders Vögel sind ausgesprochene Regenwurm-Gourmets, aber auch Amphibien, Igel, Laufkäfer, Dachse, Spitzmäuse, Maulwürfe, Füchse und Tausendfüßler haben Regenwürmer auf ihren Speisekarten. Maulwürfe nutzen Regenwürmer sogar als lebenden Nahrungsvorrat: durch einen Biss in den Vorderteil des Wurms wird er gelähmt und im Maulwurfsbau als Wintervorrat gelagert. Man hat schon 1000 Regenwürmer in einem Bau gefunden (das sind etwa 2 Kilogramm Lebendfutter!).

Freuen Sie sich also über jeden Regenwurm, den Sie in Ihrem Garten oder Komposthaufen finden. Er nützt der Natur, Ihren Pflanzen und damit auch Ihnen.