Zwei Robbenarten lassen sich an der Nordseeküste in freier Wildbahn beobachten: Seehund (Phoca vitulina) und Kegelrobbe (Halichoerus grypus).

Jetzt im Februar haben die meisten der schon ab Dezember geborenen  Kegelrobben ihr flauschiges, weißes Babykleid abgelegt und mächtig Speck angesetzt. Der ist für diese Tiere als Isolierung im kalten Nordseewasser überlebensnotwendig. Die Jungtiere werden bei beiden Robbenarten nur etwa vier bis sechs Wochen von ihren Müttern gesäugt. Dann werden sie sich selbst überlassen.

Kegelrobbenkolonie Helgoland - Foto: © Martina Berg
Kegelrobbenkolonie Helgoland – Foto: © Martina Berg

An Land wirken die Tiere unbeholfen und bewegen sich scheinbar nur sehr langsam vorwärts. Wie schnell sich ein wütender Kegelrobbenbulle aber auch am Strand bewegt, kann man als Mensch erschreckt erleben, wenn man ihm zu nah kommt. Dann ist schleunigst Rückzug angesagt, denn ein ausgewachsener Bulle kann bei einer Länge von 2,30 Meter locker bis 300 Kilogramm wiegen. Er erreicht damit einen Body Mass Index (BMI) um die 55. Für einen Menschen ist ein Wert zwischen 20 und 25. Trotzdem käme wohl kaum jemand auf die Idee, Kegelrobben als übergewichtig zu bezeichnen.

Kogelrobb und Möwe am Strand - Foto: © Martina Berg
Kogelrobbe und Möwe am Strand – Foto: © Martina Berg

Im Wasser sind Kegelrobben in ihrem Element. Sie verwandeln sich dort in schnelle, geschickte Jäger. Bis zu 30 Minuten könnn sie tauchen, bevor sie wieder Luft holen müssen. Ihre Beute sind Fische, die sie mit Hilfe ihrer Barthaare und einer Art Echoortung aufspüren. Es wurden auch schon Robben beobachtet, die Seehunde und Schweinswale angegriffen haben.




Die größte Kegelrobbenkolonie Deutschlands befindet sich auf der Düne vor Helgoland. Dort kommt man sehr nah an die Tiere (bis zu 30 Meter) heran und kann die Jungenaufzucht von Dezember bis Januar hautnah miterleben. Die Helgoländer Kolonie wächst seit 2001 ständig, der Winter 2014/15 brachte einen neuen Geburtenrekord: Ende Januar wurden bereits 244 Jungtiere gezählt. Und die Wurfzeit dauert noch bis Ende Februar.

Kegelrobben am Strand - Foto: © Martina Berg
Kegelrobben am Strand – Foto: © Martina Berg

Während die Kegelrobben in der Nordsee fast als Rarität zu bezeichnen sind, tummeln sich dort sehr viele Seehunde. Seehunde sind wesentlich schlanker als Kegelrobben und haben einen runderen Kopf. Ihren Nachwuchs bringen sie erst im Juni/Juli zu Welt. Rund um Borkum lassen sich Seehunde sehr gut beobachten, dort sind sie auf den Sandbänken rund um die Insel zu Hause.

Seehund - Foto: © Martina Berg
Seehund – Foto: © Martina Berg

Die Watthanse Borkum bietet regelmäßig Seehundwanderungen an. Einer solchen Wanderung sollte man sich anschließen, um die Tiere hautnah zu erleben. Denn die erfahrener Nationalparkführer wissen nicht nur, wo sich die Seehunde aufhalten. Sie sorgen auch dafür, dass sich Mensch und Tier nicht zu nah kommen. Und sie kennen sich im Wattenmeer aus, das recht tückisch werden kann.




Von vielen Orten an der Nordsseeküste aus kann man auch eine Schiffstour zu den Seehundbänken unternehmen. Eien Garantie, dass man dabei auch wirklich Seehunde zu Gesicht bekommt, gibt es allerdings nicht.

Tauchender Seehund - Foto: © Martina Berg
Tauchender Seehund – Foto: © Martina Berg

Übrigens wurde nicht jeder Heuler, der allein am Strand liegt, von seiner Mutter verlassen und braucht menschliche Hilfe. Meist ist die Mutter nur gerade auf Jagd und kommt bald zurück, um ihr Junges zu säugen. Sind sie trotzdem der Meinung, sie müßten ihm helfen, dann rufen Sie bitte den zuständigen Seehundjäger. Der kümmert sich dann mit Sachverstand (und nicht mit dem Gewehr, wie der Name vielleicht vermuten läßt) um den Findling. Notfalls wird der Kleine in einer Seehundstation solange aufgepäppelt, bis er fit für die Wiederauswilderung ist.

Kegelrobbe (Heuler) - Foto: © Martina Berg
Kegelrobbe (Heuler) – Foto: © Martina Berg

Es ist auf jeden Fall ein wunderbares, beeindruckendes Erlebnis, den größten Raubtieren Deutschlands in freier Natur so nah kommen zu können.