Im ersten „echten“ Frühlingsmonat scheinen die Blumen und Blüten förmlich zu explodieren. Zu Beginn des Aprils beherrscht die Farbe Gelb das Bild: erst erblühen die Schlüsselblumen (Primula veris) in zartem Gelb und an feuchteren Standorten die Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) in knalligem Gelb.

Schlüsselblumen | Foto: © Martina Berg
Schlüsselblumen | Foto: © Martina Berg

Diese erste gelbe Welle wird Ende des Monats von einer zweiten abgelöst: jetzt dominieren die kräftigen Gelbtöne des Löwenzahns (Taraxacum sect. Ruderalia) und des Scharfen Hahnenfusses (Ranunculus acris). Nur das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) setzt zarte rosa und weiße Akzente auf den Wiesen.

Bärlauch und Blütenfülle in den Auwäldern

Anfang April verbreitet der Bärlauch (Allium ursinum) seinen typischen Knoblauchgeruch in feuchten Au- und Laubwäldern. Die Germanen glaubten, dass der Verzehr „Bärenkräfte“ verleihen würde. Diesem Glauben verdankt das Liliengewächs seinen Namen. Vor der Blüte geerntete Blätter schmecken sehr gut als Salat, Suppeneinlage oder Pesto. Vorsicht: es besteht Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Maiglöckchen!

Die einzigartige Landschaft der Auwälder bietet im Frühjahr eine vielfarbige Vegetation. Neben dem Bärlauch blühen jetzt gelbe Sumpfdotterblumen, violette Schuppenwurz (Lathraea clandestina) und weiße Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Und auch den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) kann man vereinzelt entdecken.

Buschwindröschen | Foto: © Martina Berg
Buschwindröschen | Foto: © Martina Berg

Hochzeit der Feldhasen auf den Rammelplätzen

Das wilde Toben der Feldhasen um die Gunst der Weibchen läßt die sonst so scheuen Tiere unvorsichtig werden. Dadurch hat man jetzt die Gelegenheit, eine Hasenhochzeit auf einer Wiese oder einem Feld am Waldrand zu beobachten. Auf diesen „Rammelplätzen“ liefern sich Häsinnen und Hasen oft stundenlange wilde Verfolgungsjagden mit Luftsprüngen, Hakenschlagen und Bocksprüngen. Kommt der Rammler der Häsin zu nahe, dreht sie sich um und schlägt dem Freier mit ihren Vorderpfoten auf den Kopf. Die kämpfenden Tiere sind also keine zwei Rammler, die um ein Weibchen kämpfen, sondern immer ein Rammler und eine Häsin. Allmählich wird die Häsin gefügiger und läßt die Paarung zu. Bei einer Hasenhochzeit dabei zu sein, ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis!

Der Kuckuck ist wieder da

Mitte April erreicht der Kuckuck (Cuculus canorus) aus Afrika kommend wieder seine Brutgebiete in Deutschland. Meist ist der Vogel dabei so pünktlich, dass der 14. oder 15. April (je nach Quelle) im Volksmund auch heute noch immer „Kuckucktag“ heißt. Ab diesem Datum ist wieder sein unverwechselbare Ruf zu hören, mit dem die Männchen um die Weibchen werben. Mit dem Kuckuck verbinden sich zahlreiche Bräuche und auch allerhand Aberglauben. Ein Beispiel: „Wenn man den Kuckuck das erste Mal im Jahr schreien hört, soll man Geld im Sacke haben und damit scheppern, dann wird es das ganze Jahr nicht wenig.“

Kuckuck | Foto: © Joachim Neumann - Fotolia.com
Kuckuck | Foto: © Joachim Neumann – Fotolia.com

Die ersten Igel erwachen aus dem Winterschlaf

Die ersten Igel (Erinaceus europaeus) erwachen jetzt aus ihrem Winterschlaf. Zu Beginn des Winters hat er sich mit verdoppeltem Körpergewicht an einen windgeschützten, ungestörten Platz schlafen gelegt, um die nahrungsarme Zeit zu überstehen. Durch das Fettpolster und stark reduzierte Körperfunktionen kann ein Igel bis zu 6 Monate ganz ohne Futter auskommen. Die ersten warmen Tage im April locken den jetzt wieder schlanken Stachler wieder in unsere Gärten.

Unser Schalenwild wechselt das Haarkleid

Von Mitte April bis Mitte Mai wechselt unser Schalenwild (Rothirsch, Reh, Damwild, Wildschweine) sein Haarkleid. Besonders beim Reh (Capreolus capreolus) fällt das Winterfell jetzt büschelweise aus. Die Tiere sehen dadurch ziemlich „zerrupft“ aus. Das Sommerhaar des Rehwilds ist im Gegensatz zum graubraunen Winterhaar rostrot, das vom Rothirsch (Cervus elaphus) rotbraun. Die dunkle Schwarte der Wildschweine (Sus scrofa) weicht im Sommer einer silbergrauen Sommerschwarte. Auch das Schwarzwild macht während des Haarwechsels im Frühjahr einen arg mitgenommen Eindruck.

Wildschwein im Haarwechsel | Foto: © Martina Berg
Wildschwein im Haarwechsel | Foto: © Martina Berg

Brutzeit der Kurzstreckenzieher

Aus Südeuropa und Nordafrika kehren jetzt in Schwärmen die Kurzstreckenzieher unter den Zugvögeln zurück, um bei uns zu brüten. Die ersten, die mit der Brut beginnen, sind Bachstelze (Motacilla alba), Buchfink (Fringilla coelebs), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Heckenbraunelle (Prunella modularis), Star (Sturnus vulgaris), Singdrossel (Turdus philomelos), Rotkehlchen (Erithacus rubecula) und Zaunkönig (Troglodytes troglodytes). Einige Zeit später kann man Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) und Zilpzalp (Phylloscopus collybita) beobachten. Übrigens dauert der Herbstzug bei allen Vogelarten länger als der Frühjahrszug!

Aufbruchstimmung im Tierreich

Schlangen und Eidechsen sowie die meisten Fledermausarten haben jetzt ausgeschlafen. Neben Schmetterlingen wie dem Kleinen Fuchs (Aglais urticae) zeigen sich auch die ersten Libellen. Und unser wohl beliebtester Käfer, der Marienkäfer verläßt sein Winterquartier. Anfang April kehren die Rauchschwalben und zwei Wochen danach auch die Mehlschwalben aus Afrika zurück.

Blaugrüne Mosaikjungfer | Foto: © Martina Berg
Blaugrüne Mosaikjungfer | Foto: © Martina Berg

Es gibt also wieder viel zu entdecken. Also nichts wie raus ins Grüne!

Buchtipps: