Gerade nach einem langen, kalten und trüben Winter freut man sich über jedes neue Lebenszeichen. Also nichts wie raus in die Natur. Wonach Sie bei Ihrem Spaziergang ab Mitte Februar Ausschau halten können, verrät Ihnen dieser Artikel.
Frühblüher – Schneeglöckchen, Krokusse und Winterlinge
Neben dem Schneeglöckchen (Gattung Galanthus) kann man auch schon Krokusse (Gattung Crocus) und die gelben Blüten des Winterlings (Eranthis hyemalis) entdecken. Der Winterling ist eine kleine Knollenpflanze, die im 16. Jahrhundert aus Italien nach Deutschland importiert wurde. Als einer der ersten Nektar- und Pollenlieferanten des Jahres ist die gelbe Blüte besonders wichtig für die Versorgung der ersten aktiven Insekten. Wenn an sonnigen Vorfrühlingstagen die Temperatur auf etwa 12 Grad Celsius steigt, dann lassen sich die ersten Bienenanflüge beobachten.
Einen weiteren Farbklecks in der sonst noch recht eintönigen Natur bildet der Seidelbast (Daphne mezereum). Seine rosa gefärbten und stark duftenden Blüten zeigt der Strauch von Februar bis April. Man findet die 1 bis 2 m hohen Pflanzen in nährstoffreichen Laubwäldern. Die stark giftige Heilpflanze wurde im Mittelalter unter anderem als wirksames Mittel gegen Läuse genutzt.
Der Märzenbecher (Leucojum vernum) sieht dem Schneeglöckchen nicht nur ähnlich sondern ist mit diesem auch eng verwandt. Zu finden ist die giftige Pflanze im Halbschatten auf feuchten Böden wie in Auenwälder oder auf Feuchtwiesen. Stellenweise findet man den Frühblüher noch recht häufig, trotzdem gehört er zu den gefährdeten Arten und steht daher unter Naturschutz.
Bei allen diesen Frühlingsboten ist es besonders beeindruckend, wenn sie ihre Blüten durch eine Schneedecke ans Licht strecken oder von einem Schneefall mit einer weißen Decke eingehüllt werden.
Blühende Sträucher und Bäume im Februar
Unter den Sträuchern und Bäumen sind es die Zaubernuss (Hamamelis) und die Lärche (Gattung Larix), die früh im Jahr Farbe in den Wald bringen. Bereits bei extremen Minustemperaturen entfaltet die Zaubernuss ihre gelben Blüten. Um sie vor dem Frost zu schützen, hat Mutter Natur mal wieder einen genialen Trick parat: je kälter es ist, desto mehr kringeln sich die zungenförmigen Blütenblätter zusammen. Zu voller Schönheit entfalten sich die Blüten dann wieder bei höheren Temperaturen.
Nicht ganz so auffällig aber trotzdem schön sind die purpurroten weiblichen Zapfen der Lärche, die Ende Februar zu sehen sind. Umgeben sind die Zapfen von feinen, hellgrünen jungen Nadelblättern. Als nicht immergrüner Nadelbaum werfen Lärchen im Herbst ihre Nadeln ab und bilden sie jeden Frühling neu.
Halten Sie an einem sonnigen Tag Ende Februar oder Anfang März ihr Ohr an einen Baumstamm – am besten an eine Rotbuche (Fagus sylvatica) – hört es rauschen und gluckern. Das sind die frischen Säfte, die von den Wurzeln zur Krone aufsteigen und die Ausbildung der frischen Triebe vorbereiten.
Erste aktive Insekten des Jahres
Doch nicht nur die Pflanzenwelt erwacht zu neuem Leben, auch die Tierwelt wird wieder munterer. Schon jetzt kann man an wärmeren Tagen an Waldrändern die ersten Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) fliegen sehen. Der Falter hat den Winter steif gefroren in einem Gebüsch in Winterstarre verbracht und zählt zu den ersten Frühlingsboten. Eine Art Frostschutzmittel in seinen Flügeln sorgt dafür, dass er unbeschadet wieder auftaut. Übrigens sind nur die Männchen so richtig zitronengelb, die Weibchen sind viel heller und eher grünlich. Tagpfauenauge (Inachis io) und Kleiner Fuchs (Aglais urticae) sind die nächsten Falter, die aus ihrer Winterstarre erwachen.
Weitere Insekten tauchen auf, sobald es milder wird. Neben den schon genannten Schmetterlingen sind die Honigbiene (Apis mellifera) und die Erdhummel (Gattung Bombus) schon recht früh im Jahr wieder aktiv. Auch Ameisen und Mücken hält es bei höheren Temperaturen nicht mehr länger in ihren Verstecken.
Wildschwein-Nachwuchs – Frischlinge in den Wäldern
Und auch der erste Nachwuchs läßt jetzt nicht mehr auf sich warten: gegen Ende Februar, spätestens aber in den ersten Märzwochen wagen sich die lustig gestreiften Frischlinge aus den Wurfkesseln. Mutter Wildschwein (Sus scrofa) verläßt das Geburtsnest mit ihrem Nachwuchs aber erst, wenn das Frühlingswetter stabil ist und kein Dauerregen zu erwarten ist.
Falls sie einem scheinbar einsamen Frischling bei einem Waldspaziergang finden, dann sollten sie sich vorsichtig zurückziehen. Ein Quieken des Kleinen und schon ist die wütende Mama da!
Frühheimkehrer der Vogelwelt
Langsam wird auch der Vogelgesang wieder kräftiger, denn die ersten Zugvögel sind wieder da. Zu den Frühheimkehrer zählen Singdrossel (Turdus philomelos), Feldlerche (Alauda arvensis), Kiebitz (Vanellus vanellus), Star (Sturnus vulgaris), Misteldrossel (Turdus viscivorus) und der Kranich (Grus grus). Sie alle gehören zu den sogenannten Kurzstreckenzieher und kommen aus den wärmeren Regionen Süd- und Westeuropas.
Jetzt marschieren sie wieder – Krötenwanderung im Vorfrühling
Damit unsere heimischen Kröten aus ihrer Winterpause erwachen und auf ihre berühmte Wanderung zu ihren Laichgewässern aufbrechen, benötigen sie Temperaturen von etwa 10 Grad Celsius und Regen. Sobald die Temperatur wieder unter 8 Grad Celsius sinkt, unterbrechen sie ihre Wanderung, bis die Witterung wieder ihren Bedürfnissen entspricht. Meist handelt es übrigens um Erdkröten (Bufo bufo), es sind aber auch Grasfrösche (Rana temporaria) und Molche unterwegs.
Weitere Beobachtungstipps für den Februar
Ende des Monats beginnt die Ranzzeit beim Dachs (Meles meles). Die Buntspechte (Dendrocopos major) zimmern wieder laut an ihren Höhlen und das Waldkauzweibchen (Strix aluco) beginnt bereits jetzt mit der Brut. Die Kreuzotter (Vipera berus) beendet ihre Winteruhe und rekelt sich auf sonnigen Plätzen. Stieglitze (Carduelis carduelis) suchen in Scharen auf Wiesen und Feldern nach Nahrung und die Haubentaucher (Podiceps cristatus) balzen elegant um einen neuen Partner.
Wie Sie sehen lohnt es sich bereits um Februar, mit offenen Augen durch die Natur zu streifen. Vieles ist aber wetterabhängig – je nach Witterung können sich alle Ereignisse um einige Wochen verschieben.
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