Jetzt sind die Wälder in eine rot-blaue Blütenpracht getaucht und auch auf den Sommerwiesen leuchten die Blumen in allen Farben. Die Singvögel werden ruhiger – die Balzzeit ist vorbei, sie sind mit der Aufzucht ihrer Brut beschäftigt. Und in den Teichen haben sich die Kaulquappen in kleine Frösche verwandelt, die jetzt in Scharen das Land erobern.

Der Rote Fingerhut – früher Mordwerkzeug, heute Heilmittel

Der ausgesprochen schöne Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) blüht jetzt in teilweise großen Beständen auf Waldlichtungen, Kahlschlägen und an Wegrändern. Seinen Namen verdankt er seinen becherförmigen Blüten, die die Form eines Fingerhutes haben. Die Pflanze ist sehr giftig. Im Mittelalter wurden die Blätter gern dazu genutzt, unliebsame Zeitgenossen vorzeitig ins Jenseits zu befördern. Heute ist er ein wichtiger Rohstofflieferant der Pharmaindustrie für Herzmedikamente.

Foto: © Martina Berg
Foto: © Martina Berg

Ein schöner aber lästiger Einwanderer – das Indische Springkraut

Auch das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) blüht rotviolett und besiedelt großflächig halbschattige Feuchtgebiete, Auwälder und Uferstreifen. Ursprünglich aus dem Himalaya stammend, breitet sich die Pflanze seit ihrer Einführung Mitte des 19. Jahrhunderts bei uns immer mehr aus. Zwar sind die Blüten schön anzusehen, doch durch ihre enorme Samenproduktion vermehrt sie sich geradezu explosionsartig und verdrängt immer mehr unsere heimische Flora.

Foto: © Martina Berg
Foto: © Martina Berg



Menschengemachter Lebensraum – die artenreiche Sommerwiese

Die jetzt zu beobachtende bunte Blumenvielfalt auf den Sommerwiesen ist ein Werk des Menschen. Denn ohne regelmäßige Mahd würden sich die Wiesen schnell in unansehnlich braune Flächen aus abgestorbenen Pflanzen verwandeln. Nach kurzer Zeit könnten sich nur noch hochwüchsige Pflanzen durchsetzen, gefolgt von Gehölzen, die aus der Wiese über kurz oder lang einen Wald machen. Gepflegte Wiesen sind ein unglaublich vielfältiger und stabiler Lebensraum. Nehmen Sie sich doch einfach einmal die Zeit, sich in eine Wiese zu setzen oder zu legen und das wimmelnde Leben zu beobachten. Das ist spannender als jeder Fernsehkrimi!

Blumenwiese

Leuchtkäfer auf Partnersuche – schwärmende Glühwürmchen

In Parks, Gärten und Laubwäldern zaubern in warmen Nächten Glühwürmchen mit ihrem grünlichen Leuchten eine ganz besonders romantische Stimmung. Natürlich sind es keine fliegenden Würmer, sondern die Männchen des Kleinen Leuchtkäfers (Lamprohiza splendidula), die in großen Schwärmen durch die Lichtsignale eine Partnerin suchen. Leider sind auch diese Tiere mancherorts schon sehr selten geworden.

Hochzeit für Waldschmetterlinge

Die Waldschmetterlinge haben im Juli ihre Hauptzeit. Besonders auf Waldlichtungen in Laub- und Mischwäldern und auf Waldwegen lassen sich jetzt zahlreiche besonders farbenprächtige Arten wie der sehr scheue Große Schillerfalter (Apatura iris), der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta), das bunte Landkärtchen (Araschnia levana), Mohrenfalter (Erebia), Trauerfalter (Neptis rivularis), Brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus) und Schachbrettfalter (Melanargia galathea) beobachten. Die fliegenden Schönheiten haben oft eine besondere Vorliebe für übelriechende Stoffe: man findet sie häufig auf Kothaufen oder auch auf Aas.

Brauner Waldvogel - Foto: © Martina Berg
Brauner Waldvogel – Foto: © Martina Berg



Lebendige Vielfalt in Teichen und Tümpeln

An Teichen und Tümpeln gibt es im Hochsommer am meisten zu sehen. Schon vom Uferrand aus kann man mit bloßem Auge viele Tierarten im Oberflächenbereich eines Gewässers beobachten. Ein Kescher und eine Becherlupe erschließen Ihnen auch die unteren Teichbereiche – es lohnt sich, das vielfältige Teichleben einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Gerade Schwimmkäfer und Libellenlarven jagen in größeren Wassertiefen, und auf dem Teichgrund leben Teichmuscheln, Blutegel und zahlreiche Insektenlarven aller Art. Bitte setzen Sie die gefangenen Tiere später wieder in ihr Lebenselement zurück!

Amphibien-Metamorphose – von der Kaulquappe zum Mini-Frosch

Und wenn Sie schon am Teichufer auf Exkursion unterwegs sind, dann werden Sie regelrecht über die vielen kleinen Frösche, Kröten und Unken „stolpern“, die ihre Metamorphose abgeschlossen haben und jetzt das Festland erobern. Im März oder April haben die Froscheltern den Laich hinterlassen, aus dem sich Kaulquappen entwickelt haben. Die Kaulquappen bilden zunächst Hinterbeine und später dann Vorderbeine aus. Dabei bildet sich der Kaulquappenschwanz immer weiter zurück, da er für das Leben an Land überflüssig ist. Gleichzeitig wird die Atmung von Kiemen- auf Lungenatmung umgestellt. An den Ufern hüpfen jetzt Mini-Frösche in einer solch großen Zahl umher, dass man Mühe hat, sich fortzubewegen, ohne mit jedem Schritt einen Frosch zu zertreten. Also am besten nur schlurfend und ganz langsam gehen.

Mini-Erdkröte - Foto: © Martina Berg
Mini-Erdkröte – Foto: © Martina Berg

Der Kolibrifalter – das Taubenschwänzchen

„Heute habe ich in meinem Garten einen Kolibri gesehen!“ Solche Aussagen können Sie in warmen Sommern auch bei uns immer mal wieder hören. Allerdings handelt es sich bei dem vermeintlichen Tropenbewohner nicht um einen Vogel, sondern um einen Schmetterling: das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum). Sein Flug und das „in der Luft stehen“ vor einer Blüte erinnern aber wirklich sehr stark an einen Kolibri. Das Taubenschwänzchen ist ein Wanderfalter, der zu Anfang des Sommers aus dem Mittelmeerraum zu uns kommt.

Sie sehen also: trotz der nicht mehr ganz so stürmischen Entwicklung lohnt es sich auch im Juli, mit wachen Augen und Neugier Streifzüge durch unsere Natur zu unternehmen.

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