Die Laubdächer der Wälder schließen sich langsam, nie wieder im Jahr ist das Grün der Blätter so intensiv. Roßkastanien entfalten ihre Blütenkerzen, umschwirrt von Hummeln und Bienen. Und in den blühenden Hecken tummeln sich Vögel und bauen ihre Nester. Der Mai ist einfach Leben pur.
Waldmeister und Maiglöckchen bilden weiße Tupfer im Wald
Im Wald blüht es jetzt häufig weiß: Waldmeister (Galium odoratum) und Maiglöckchen (Convallaria majalis) entfalten bereits Anfang April ihre Blüten und erstrahlen im Mai in voller Pracht.
Beide Pflanzen verbreiten im Frühlingswald einen intensiven Duft: während der Waldmeister süßlich riecht, duftet das Maiglöckchen nach – Maiglöckchen. Einen wesentlichen Unterschied gibt es: Waldmeister wird gern in der Küche verwendet. Das sollte man beim Maiglöckchen tunlichst unterlassen: die ganze Pflanze ist sehr giftig.
Spätlaicher in Teichen und Tümpeln
Erdkröten und Grasfrösche haben ihre Laichzeit bereits im März oder April beendet. Jetzt beginnt unter den Amphibien die Zeit der Spätlaicher. Erst ab 12 Grad Wasser- beziehungsweise Bodentemperatur starten sie mit der Fortpflanzung. Dazu gehören unter anderem Wasserfrösche (Raninae), Kreuzkröten (Bufo calamita), Wechselkröten (Bufo viridis) und Rotbauchunken (Bombina bombina).
Der Mauersegler flitzt wieder durch die Luft
Jetzt flitzt er wieder durch die Luft – der Mauersegler (Apus apus) hat sein Winterquartier in Afrika verlassen um bei uns seinen Nachwuchs zu zeugen und aufzuziehen. Ganz auf ein Leben in der Luft eingestellt, ist der Mauersegler oft mehrere Monate fast ununterbrochen in der Luft. Dabei schläft er sogar im Flug. Die pfeilschnellen Flieger bleiben nur bis Anfang August bei uns, dann zieht es sie schon wieder nach Süden.
Auch Mehlschwalben (Delichon urbicum) und Rauchschwalben (Hirundo rustica) sind wieder da und bauen ihre kugeligen Lehmnester, die sie gern an Hauswände, unter Dachrinnen und Hausvorsprünge kleben. Zum Nestbau benötigen die Vögel genügend Lehmpfützen und zur Ernährung ihrer Brut zahlreiche Fluginsekten.
Maikäfer gelten als Frühlingsboten und Glücksbringer
Leider wurde der Maikäfer (Melolontha melolontha) als vermeintlicher Schädling durch radikale Bekämpfungsmaßnahmen in einigen Regionen Deutschlands fast völlig ausgerottet. Doch in den letzten Jahren konnte sich der Bestand soweit erholen, dass man im Mai den einen oder anderen Käfer entdecken kann. Mit viel Glück kann man an warmen Maiabenden große Flugschwärme beobachten. Schädlich für die Landwirtschaft sind die Larven der Maikäfer. Die sogenannten Engerlinge leben im Boden und benötigen für ihre Entwicklung etwa 3 bis 4 Jahre. Dabei kann eine alle paar Jahre vorkommende Massenvermehrung zu großen Wurzelfraßschäden führen.
Bienenschwärme auf neuer Heimatsuche
Ab Ende Mai bis in den Juni hinein kann man Bienenschwärme beobachten. Ein Bienenschwarm besteht immer aus einer Königin und einigen tausend bis mehreren zehntausend Arbeiterinnen sowie einigen Drohnen (männlichen Bienen).
An einem Ast sammelt sich das Volk in Form einer Traube um die Königin, bevor es einen neuen Stock bezieht. Bienen-Kundschafter schwärmen aus, um eine geeignete neue Heimat zu finden, den der Schwarm dann bezieht. Häufig nutzen aber Imker die Gelegenheit, auf einen Schlag ein neues Volk einzufangen.
Balzzeit der Schwalbenschwänze
Wer das Glück hat, in einer Gegend zu leben, in der es noch Schwalbenschwänze (Papilio machaon) gibt, der kann im Mai den Schlupf und die beeindruckende Balz der größten und schönsten deutschen Schmetterlinge beobachten. Dazu sammeln sich die Falter in größerer Zahl auf der Spitze begraster Hügel. Dieses Balzverhalten nennt sich „hill-Topping“. Dann verfolgen sich Männchen und Weibchen gegenseitig, dabei ruhen sie immer wieder kurz auf dem Boden oder auf Pflanzen. Der Schwalbenschwanz hat eine Lebenserwartung von nur einigen Wochen.
Die Raupen sind fast genauso hübsch wie der erwachsene Falter: sie sind grün gefärbt und haben schwarze Querstreifen mit gelben oder orangeroten Punkten.
Blütezeit der Gräser
Jetzt beginnt auch die für Allergiker leidvolle „Heuzeit“. Der Heuschnupfen wird aber nicht, wie der Name vermuten lässt, durch die Heuernte verursacht, sondern durch die riesigen Mengen von Blütenstaub der blühenden Gräser. Immerhin gibt es bei uns über 200 Arten, deren Pollen jetzt vom Wind verbreitet werden. Übrigens gehören auch unsere Getreidearten und zahlreiche Nutzpflanzen zu den Gräsern.
Der Mai ist so reich an möglichen Naturbeobachtungen, dass dieser Artikel nur einen kleinen Teil davon enthalten kann. Nutzen Sie die schönen Maitage, gehen Sie mit offenen Augen durch Felder, Wiesen und Wälder und Sie werden mit wunderbaren Naturerlebnissen belohnt.
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