„Wenn man den Kuckuck das erste Mal im Jahr schreien hört, soll man Geld im Sacke haben und damit scheppern, dann wird es das ganze Jahr nicht wenig.“
Außer diesem Volksglauben gab es bei mir zu Hause auch einen Brauch, der mit dem Kuckuck und dem letzten Schlachtefest zusammenhing: danach durfte der frische Schinken frühestens beim ersten Ruf des Kuckucks im nächsten Frühling angeschnitten werden. Ich weiß noch, dass ich damals oft geschwindelt habe. Und so landete auch ohne wirklich gehörtem Kuckucksruf der von mir so geliebte luftgetrocknete Schinken vorzeitig auf meinem Butterbrot! War das lecker!
Mitte April erreicht der Kuckuck (Cuculus canorus) von seinem Winterquartier aus Afrika kommend wieder Deutschland. meist ist der Vogel dabei so püntlich, dass der 14. oder 15. April (je nach Quelle) im Volksmund auch heute noch immer „Kuckuckstag“ heißt.
Ab diesem Zeitpunkt ist (allerdings leider immer seltener) wieder der unverwechselbare Kuckucksruf zu hören, mit dem die Männchen umd die Weibchen werben. Tatsächlich habe ich vorgestern den ersten Kuckuck in diesem Frühjahr gehört. Leider hängt aber kein hausgemachter Schinken mehr bei uns im Keller. 🙁
Rund um den hübschen Vogel mit der „verbrecherischen“ Brutmethode gibt es aber noch viele weitere Sprichwörter und Überlieferungen. „Weiß der Kuckuck“ ist solch eine Redewendung, die bestimmt jeder von uns schon gebraucht hat. Sie bezieht sich auf die wahrsagerischen Fähigkeiten des Vogels. Angeblich kann er die noch vor einem Menschen liegenden Lebensjahre vorhersagen.
Um das Kuckucksorakel zu hören, zieht man im April in den Wald, horcht und zählt die Rufe des Kuckucks. Und soviele Jahre hat man angeblich noch zu leben. Weil ein Kuckuck aber meist nur zwei bis zehn Mal hintereinander ruft, ist man dazu übergegangen, pro Ruf ein Jahrzehnt „anzusetzen“. 😉
In einigen Gegenden Deutschlands gilt der Kuckuck als Glücksbote oder auch Sorgenbringen. Man sagt: der Kuckuck ist Überbringer und Fortbringer des Glücks. Morgens Sorgenkuckuck, Mittags Trauerkuckuck und am Abend Glückskuckuck.
Früher wurde der Teufel auch Kuckuck genannt. Als Brutparasit, der seine Eier in fremde Nester legt und von fremden Eltern aufziehen läßt, gilt der Vogel als böse, herzlos und teuflisch. Daher stammt auch der beliebte Ausspruch „zum Kuckuck!“.
Vielleicht erklärt dieser zweifelhafte Ruf des Kuckucks ja auch, warum die Siegelmarke des Gerichtsvollziehers (die füher den deutschen Wappenadler zeigte, heute ist sie eher schlicht) im Volksmund Kuckuck genannt wird.
Der sogenannte „Kuckucksspeichel“, schaumige Gebilde an Gräsern und Büschen, die man im Juni an Böschungen, Wegrändern und Gräbern entdecken kann, ist aber kein Produkt des Kuckucks. Sondern die Kinderstube der Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius), die für ihre Larven diese Schaumhäuschen baut, um sie vor Fressfeinden zu schützen.
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